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Modul: Boden - Informationen
Kapitel: Bodenbedeutung
Seitentitel: Bodennutzung

Böden sind eine wesentliche Grundlage für menschliches Leben und gesellschaftliche Entwicklung. Daher werden inzwischen praktisch alle fruchtbaren oder extensiv nutzbaren Areale bewirtschaftet und die Erde verfügt nur noch über wenige ungenutzte Flächen. Der Mensch hat zwar zu allen Zeiten die Böden genutzt, kultiviert und versucht, ihren Ertrag zu steigern, sie aber durch Entwaldung, Besiedlung, zunehmende Überweidung, intensive landwirtschaftliche Produktion, Rohstoffabbau, Deponierung von Schadstoffen, Verkehr und Kriege immer stärker geschädigt und zerstört. Die aus dieser intensiven Bodennutzung resultierenden Probleme werden sich durch das anhaltend exponentielle Wachstum der Weltbevölkerung weiter verstärken (vgl. WBGU 1994, S. 4 ff.; s. Bodengefährdung).

Boden hat für den Menschen vor allem Kulturfunktion und wird dementsprechend vielfältig genutzt. Schon seit dem Beginn des Ackerbaus und der Entstehung von ersten Bauernsiedlungen im Neolithikum (in Mitteleuropa: 5.000 – 1.800 v. Chr.) wurde Boden gezielt zur Produktion von Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen bewirtschaftet (vgl. ENNEN & JANSSEN 1979, S. 20 ff.). Im Laufe der Kupfer- und Bronzezeit (ab ca. 3.000 v. Chr.) und in Europa vor allem in der nachfolgenden Eisenzeit (700 – 450 v. Chr.) entnahm der Mensch dem Boden außerdem zunehmend Rohstoffe für den Handel oder zur Herstellung von Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen (vgl. ENNEN & JANSSEN 1979, S. 39 ff., S. 51 ff.).

Trotz der heutigen Möglichkeiten, Lebensmittel chemisch herzustellen, ist Boden weiterhin die wesentliche Basis unserer Nahrungsmittelproduktion. Er dient uns wie zu früheren Zeiten als Grundlage der Land- und Forstwirtschaft und wird als Rohstofflagerstätte zur Entnahme nicht nachwachsender Rohstoffe wie Kohle, Öl, Gas, Torf, Gesteinen und Mineralien genutzt. Darüber hinaus werden Bodenflächen durch Siedlungen, Ver- und Entsorgungseinrichtungen zunehmend versiegelt. So wird die kulturelle Entwicklung der Gesellschaft über das Mittelalter, die Neuzeit bis hin zum Industriezeitalter von einer steigenden „Aus-Nutzung“ der Böden begleitet.

Im Zuge der kulturellen Entwicklung der menschlichen Gesellschaften entwickelten sich auch die Möglichkeiten der Bodennutzung weiter. Heute wird Boden neben den klassischen Bodennutzungsbereichen (Land- und Forstwirtschaft sowie Rohstofflager) auch anderweitig genutzt. Die folgende Auflistung gibt eine Übersicht über die gegenwärtigen Formen der Bodennutzung (vgl. BEESE 1997, FRIELINGHAUS/ GRIMME 1999):

  • Forst- und Landwirtschaft
  • Rohstofflager für nicht nachwachsende Rohstoffe
  • Wohnungs-, Gewerbe- und Industrieflächen
  • Flächen für Verkehrswege und andere Infrastruktureinrichtungen
  • Lagerstättenreservoir
  • Fläche für die Abfallbeseitigung
  • Geothermische Nutzung des tieferen Untergrunds
  • Militärische Nutzung
  • Erholungsfläche
  • Naturraum für Schutzgebiete
  • Wissenschaftliche Forschung

Insgesamt wird durch die intensive Nutzung der gesamte Bodenkörper einem „starken Nutzungsdruck mit konkurrierenden Nutzungsansprüchen“ ausgesetzt und in seinen natürlichen Funktionen (s. Bodenfunktionen) mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Die Bandbreite reicht hier „[…] von einer zeitweiligen Belastung bis hin zu einem endgültigen und nicht regenerierbaren Verbrauch des Bodens durch Zerstörung“ ( Faltermeier 1996, S. 53; s. Bodengefährdung und Bodendegradation).


Weitere Informationen:

  • Boden als Lebensgrundlage
  • Bodenethik
  • Mutter Erde
  • Bodenfunktionen
  • Bodengefährdung
  • Bodenschutz


Literatur:

BEESE, F. (1997): Multitalent. Die vielfältigen Funktionen des Bodens. – Politische Ökologie, 15. Jg., Sonderheft 10 „Bodenlos“: S. 17-22.
BLUME, H.-P. (Hrsg.) (1992): Handbuch des Bodenschutzes – 2. Auflage. Landsberg/ Lech: ecomed.
ENNEN, E. / JANSSEN, W. (1979): Deutsche Agrargeschichte: Vom Neolithikum bis zur Schwelle des Industriezeitalters. Wiesbaden: Steiner.
FALTERMEIER, R. (1996): Lebensraum Boden – Reihe: Praktischer Unterricht Biologie. Stuttgart: Klett Verlag.
FRIELINGHAUS, M. / GRIMME, H. (1999): Boden als begrenzte Ressource – Begründung für den Bodenschutz. In: BUCHWALD, K. / ENGELHARDT, W. (1999): Umweltschutz: Grundlagen und Praxis: Bd. 4. Schutz des Bodens. Bonn: Economica Verlag.
WBGU (1994): Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen: Welt im Wandel: Die Gefährdung der Böden. Jahresgutachten 1994. Bonn: Economica Verlag (s. www.wbgu.de).