Die bei der Bodenbildung wirkenden
vielfältigen Prozesse (s. Abb.), führen dazu, dass
die Böden in ihrer gesamten Tiefe nicht einheitlich strukturiert
werden, sondern sich in mehr oder weniger oberflächenparallele
Lagen gliedern.
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Wichtige Prozesse der Bodenbildung |
Diese Lagen, die sich in ihren Eigenschaften
unterscheiden, werden Bodenhorizonte
genannt.
Die zuunterst liegende Schicht ist der
sog. C-Horizont. Er umfasst
das mehr oder weniger unveränderte feste oder lockere
Ausgangs-/Muttergestein. Unmittelbar darüber folgt der
mineralische Unterboden, der sog. B-Horizont
(= Anreicherungshorizont). Obenauf liegt der mineralische
Oberboden, der sog. A-Horizont
(= Auswaschungshorizont). Dieser wird im alltagsweltlichen
Sprachgebrauch oft als Mutterboden oder Krume bezeichnet.
Bei naturnahen Standorten, wie beispielsweise
im Wald, liegt auf dem A-Horizont der organische Auflagehorizont
(H-, L- oder O-Horizont)
aus mehr oder weniger stark zersetztem organischen Material
(z.B. Streu, Humus). Darüber hinaus können weitere
Horizonte vorkommen, wie der G-Horizont
(mit Grundwassereinfluss), der E-Horizont (aus aufgetragenem
Plaggenmaterial) oder der Y-Horizont
(aus anthropogenen Aufschüttungen oder Aufspülungen).
Bei landwirtschaftlichen Nutzflächen
ist eine solch eindeutige Horizontierung oftmals nicht mehr
feststellbar, weil Ober- und Unterbodenhorizonte durch andauernde
Bearbeitung immer wieder vermischt werden.
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Bodenprofil mit Horizonten
(verändert nach: BRAUCKMANN/ LETHMATE/ WENDELER 2002,
S. 24) |
Zur differenzierteren Beschreibung der
Haupthorizonte (A, B, C, etc.) verwendet man nachgestellte
Kleinbuchstaben. Vorangestellte Kleinbuchstaben bezeichnen
hingegen das Substrat.
So handelt es sich z.B. beim Ae-Horizont
um einen sauergebleichten, an organischer Substanz, Ton, Eisen
und Aluminium verarmten, daher aufgehellten meist grauen Auswaschungshorizont
(Eluvialhorizont). Dieser liegt über dem Bh- oder Bs-Horizont
in dem die Humussubstanzen und Fe- und Al-Verbindungen wieder
angereichert werden (Illuvialhorizont; s. Tabelle).
Ein anderes Beispiel: Mit Ap wird eine
Bodenhorizont beschrieben, der durch regelmäßige
landwirtschaftliche Bearbeitung geprägt ist. Das p ist
abgeleitet von pflügen.
Organische Horizonte:
> als 30 Gew. % (=ca. Vol. 60%) organische Substanz |
H |
Organischer Hor. aus Resten torfbildender
Pflanzen an der Oberfläche entstanden. Der Abbau
wird durch Wasser gehemmt (Torf). H von Humus. |
nH |
Vorwiegend mit Resten von Niedermoortorf bildenden Pflanzen.
N von Niedermoor. |
hH |
Vorwiegend mit Resten von Hochmoortorf bildenden Pflanzen.
h von Hochmoor. |
L |
Organischer Hor. aus Ansammlung von nicht und wenig
zersetzter Pflanzensubstanz. Besteht zu weniger als 10
Vol. % aus Feinsubstanz, in der pflanzliche Gewebespuren
makroskopisch nicht erkennbar sind. L von Litter = Streu. |
O |
Organsicher Hor. aus Humusansammlung; die organische
Substanz besteht zu mehr als 10 Vol. % aus Feinsubstanz. |
Of |
Neben mehr oder weniger stark zersetzten Pflanzenresten
(ohne Wurzeln) 10 - 70 Vol. % org. Feinsubstanz. F von
schwedisch Förmulning-sikket oder fermentiert. |
Oh |
Org. Feinsubstanz, in der pflanzliche Gewebespuren makroskopisch
nicht erkennbar sind, überwiegt stark (> 70 Vol
%). h von Humus. |
Mineralische Horizonte:
< als 30 Gew. % organische Substanz |
A |
Mineralischer Oberbodenhorizont mit Akkumulation organischer
Substanz und/oder Verarmung an mineralischer Substanz. |
Ah |
Bis zu 15% akkumulierter Humus, dessen Menge nach unten
hin abnimmt. Humus färbt dunkel. h von Humus. |
Ae |
Sauergebleicht, ausgewaschen; an organischer Substanz,
Ton und Eisen verarmt, daher aufgehellt (grau). Über
einem Bh oder Bs liegend. e von eluvial (ausgewaschen). |
Ahe |
Ae-Horizont, ungleichmäßig humos, violettstichig
mit diffus-wolkigen Bleichflecken, deren Farbe dem Ae |
Al |
Durch Tonverlagerung entstanden, an Ton verarmt, liegt
über einem tonangereichertem Bt. l von lessiviert
= ausgewaschen. |
Ap |
Durch regelmäßige Bodenbearbeitung geprägt,
meist als Ackerkrume bezeichnet. p von Pflügen. |
B |
Mineralischer Unterbodenhorizont mit einer Änderung
der Farbe und des Stoffbestandes gegenüber dem Ausgangsgestein
durch eingelagerte Stoffe aus dem Oberboden und/oder durch
Verwitterung entstanden und mit < als 75 Vol. % Festgesteinresten. |
Bv |
Durch Verwitterung verbraunt und verlehmt gegenüber
dem nach unten folgenden Hor. (gleiches Substrat vorausgesetzt).
Geringerer Carbongehalt, röter, i.d.R. ton- oder
schluffreicher und Skelettgehalt geringer. v von verwittert. |
Bh |
Durch Einwaschung von Humusstoffen angereichert (Illuvialhorizont),
bei dem die organische Substanz gegenüber dem Ae-Horizont
zunimmt. H von Humus. |
Bs |
Durch Einwaschung mit Sesquioxiden (v.a. Fe, Al) angereichert
(Illuvialhorizont), dadurch röter als die darüber
und darunter folgenden Horizonte. s von Sesquioxid. |
Bsh
Bhs |
Übergangs-Horizonte, der hinten stehende Buchstabe
bezeichnet die überwiegenden Eigenschaften. |
Bt |
Durch Einwaschung mit Ton angereichert (Illuvialhorizont);
höherer Tongehalt gegenüber den Al, ausgeprägte
Tonhäute (Tapeten) von kräftig brauner Farbe
auf den Hohlraumwandungen. t von Ton. |
C |
Mineralischer Unterbodenhorizont, Gestein, das unter
dem Boden liegt, i.d.R. das Ausgangsgestein, aus dem der
Boden entstanden ist. |
Cv |
Schwach verwittert, Übergang zum frischen Gestein,
bei Festgesteinen zu Bruchstücken verwittert. v von
verwittert. |
Cn |
Unverwittert, bei Festgesteinen nicht angewittert, keine
Klüfte, z.B. massiver Fels. n von novus = frisch,
unversehrt. |
S |
Mineralbodenhorizont mit Stauwassereinfluß, zeitweilig
oder ständig luftarm. S von Stauwasser. |
Sw |
Stauwasserleitend; > 80 Flächen % Bleich- und
Rostflecken sowie Konkretionen; zeitweilig nass und höhere
Wasserdurchlässigkeit als der darunter liegende Horizont
(Sd). w von wasserleitend. |
Sd |
Wasserstauend; höhere Lagerungsdichte und geringere
Wasserdurchlässigkeit als darüber liegende Sw
und marmoriert. d von dicht. |
G |
Mineralbodenhorizont mit Grundwassereinfluss und bestimmten
hydromorphen Merkmalen. |
Go |
Oxidiert; > 10 Flächen % Rostflecken, besonders
an den Aggregatoberflächen und im Grundwasserschwankungsbereich
entstanden. o von oxidiert. |
Gr |
Reduziert; nass an über 300 Tagen im Jahr, wenn
nicht entwässert und Farbe von schwarz über
grau bis weiß oder graugrün bis blaugrün;
< 5 Flächen % Rostflecken an Wurzelbahnen. r von
reduziert. |
E |
Mineralbodenhorizont, aus aufgetragenem Plaggenmaterial
entstanden, mächtiger als Pflugtiefe humos; mit Kulturresten.
E von Esch. |
Y |
Horizont, aus anthropogenen Aufschüttungen oder
Aufspülungen als Ausgangsmaterial der Bodenbildung
entstanden. |
Bodenhorizonte und ihre
Kennzeichen (zusammengestellt nach: AG BODEN 1994, S.
87 ff.) |
Die im Laufe der Bodenentwicklung entstehenden Bodenhorizonte
bilden zusammen ein charakteristisches Bodenprofil.
Böden mit weitgehend gleicher Profilausprägung werden zu einem
Bodentyp zusammengefasst.
Weitere Informationen:
Literatur:
BAUER, J. et al. (2002): Physische Geographie
kompakt. Heidelberg, Berlin: Spektrum.
BLUME, H.-P./ FELIX-HENNINGSEN, P./ FISCHER, R./ FREDE, H.-G./ HORN, R./
STAHR, K. (1996): Handbuch der Bodenkunde. Landsberg/Lech: ecomed.
HINTERMAIER-ERHARD, G./ ZECH, W. (1997): Wörterbuch der Bodenkunde.
Stuttgart: Enke
KUNTZE, H./ ROESCHMANN, G./ SCHWERTFEGER, G. (1994): Bodenkunde. Stuttgart.
Ulmer
LEXIKON DER GEOWISSENSCHAFTEN IN SECHS BÄNDEN (2000): Erster Band
A bis Edi. Heidelberg, Berlin: Spektrum.
NEEF, E. (1977): Das Gesicht der Erde. Thun, Frankfurt/M: Harri Deutsch.
SCHEFFER, F./ SCHACHTSCHABEL, P. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde. Stuttgart:
Spektrum.
SCHROEDER, D. (1992): Bodenkunde in Stichworten. Stuttgart: Borntraeger.
SCHROEDER, D. (2000): Böden der Erde: Entstehung, Verbreitung, Produktivität,
Schädigung und Schutz. – Geographie und Schule, 22, Heft 126:
S. 9-18.
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