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Modul: Boden - Informationen
Kapitel: Bodentiere
Seitentitel: Enchyträen

Enchyträen werden in der Literatur vereinzelt auch als „Weißwürmer“ oder Borstenwürmer bezeichnet und gehören wie die Regenwürmer systematisch zum Stamm der Ringel- oder Gliederwürmer (Annelida). Beide Familien sind Vertreter der Wenigborster (Oligochaeta) und gehören zur Klasse der Gürtelwürmer (Clitellata). In Mitteleuropa kommen etwa 200 - 300 Arten vor. Mit einer Dichte von 10.000 - 60.000 (z.T. auch 200.000) Individuen pro m² und einer Biomasse von 2 - 26 g /m² (BRAUNS 1968, S. 63) bzw. 5 -50 g Lebendmasse pro m² (DUNGER/ FIEDLER 1997, S. 419) und 0.4 -1.2 g Trockengewicht/ m² (RÖMBKE 1996) gehören sie zur stärksten Gruppe innerhalb der Megafauna, wobei die Artenzahl mit maximal 30 Arten an einem Standorten relativ klein ist.

Enchyträen können bis zu 50 mm lang werden, sind relativ zarthäutig, weiß bis gelblich gefärbt und oft mehr oder weniger stark transparent. Sie erreichen in der Regel ein Lebensalter von 2 - 9 Monaten, manchmal auch ein Jahr und länger. Die Entwicklung vom Ei bis zum geschlechtsreifen Tier dauert etwa 5 - 7 Wochen (DUNGER/ FIEDLER 1997, S. 419).

Im Gegensatz zu den meisten Regenwürmern können sich Enchyträen nicht durch den Boden „fressen“, sondern sich nur durch bestehende Gänge und Hohlräume bewegen. Sie besiedeln die Streuauflage und den oberen humusreichen Mineralboden. Ihr Vorkommen und ihre Verteilung im Boden hängen vom Bodenfeuchtegrad, vom pH-Wert, vom Nahrungsangebot und der jeweiligen Konkurrenzsituation ab. Insgesamt reagieren sie auf Bodensäure weniger empfindlich als Regenwürmer.

Sie ernähren sich von Bakterien, Pilzen, abgestorbener organischer Substanz und vom angereicherten Mineralboden. Aufgrund ihrer hohen Stoffwechselaktivität spielen sie eine wichtige Rolle für die Zersetzungsprozesse im Boden. An sauren Standorten gehören sie zu den wichtigsten Humusbildnern. Da sie sehr empfindlich auf anthropogene Belastungsfaktoren (z.B. Pestizide und Umweltchemikalien) reagieren, eignen sie sich auch als Indikatororganismen.

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Weitere Informationen:

 

Literatur
BRAUNS, A. (1968): Praktische Bodenbiologie. Stuttgart: G. Fischer.
DUNGER, W. (1964): Tiere im Boden. Wittenberg: A. Ziemsen.
DUNGER, W. (1983): Tiere im Boden - 3. Auflage - Wittenberg: A. Ziemsen.
DUNGER, W. / FIEDLER, H.J. (Hrsg.) (1997): Methoden der Bodenbiologie - 2. Auflage - Jena; Stuttgart; Lübeck; Ulm: G. Fischer.
RÖMBKE, J. (1996): Enchytraeidae. In: RÖMBKE, J./ BECK, L./ FÖRSTER, B./ FRÜND, H.-C./ HORAK, F./ RUF, A./ ROSCICZWESKI, C./ SCHEURIG, M./ WOAS, S. (1996): Boden als Lebensraum für Bodenorganismen - Literaturstudie - Im Auftrag des Landes Baden-Württemberg, vertreten durch die Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe. www.uvm.baden-wuerttemberg.de/bofaweb/berichte/tbb04/tbb0478.htm (Stand: 15.9.02).