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Modul: Boden - Informationen | |
Kapitel: Bodentiere | |
Seitentitel: Lebensformen |
Als Lebensformen oder Lebensformtypen bezeichnet man Organismen, die an bestimmte Bedingungen ihrer Umgebung besonders angepasst sind und diese in gleicher Weise nutzen. Verschiedene Arten haben hier einen ähnlichen oder weitgehend gleichen Organisationstyp entwickelt, der sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen kann, z.B. Gestalt, Lebensweise, Fortbewegung und andere Verhaltensweisen, Ernährungsformen oder Entwicklungsweisen (BRUCKER/ KALUSCHE 1990). Eine Gruppierung zu bestimmten Lebensformtypen beschränkt sich in der Regel immer auf einzelne Faktoren oder -komplexe, so dass eine Tierart u.U. verschiedene Lebensformtypen repräsentieren kann. Hinsichtlich des Lebenszyklus lassen sich
folgende Lebensformen im Boden unterscheiden
Analog dazu differenzieren SCHEFFER/ SCHACHTSCHABEL (2002, S. 83): permanente, temporäre, periodische und alternierende Bodentiere. Auch hinsichtlich der Ernährung lassen sich im Boden verschiedene Lebensformtypen unterscheiden, z.B. autotrophe und heterotrophe Organismen, Zoophage, Phytophage oder Saprophage (s. Ernährungstypen und Ernährungsweise). Diese unterschiedlichen Ernährungstypen finden sich aber auch in anderen Lebensräumen. Umstritten sind solche Lebensformtypen, die aufgrund ihrer Fortbewegungsweise z.B. in Bodenhafter, Bodenkriecher oder -schliefer, Bodenschwimmer und Bodenwühler differenziert werden (s. BRAUNS 1968, S. 70/71 und BRUCKER/ KALUSCHE 1990, S. 117). Weiterhin findet man im Boden verschiedene
Tierarten, die ähnliche Verhaltensweisen zeigen. So sind
z.B. einige Hornmilbenarten, Asseln, Saftkugler, Springschwänze
und Schnurfüßer in der Lage, sich einzurollen,
um sich vor äußeren Einwirkungen zu schützen.
Auch der Igel gehört zu diesem sogenannten „Kugeltyp“
Deutlich eindrucksvoller sind solche Lebensformtypen, die spezifische Anpassungen an die besonderen Lebensbedingungen im Boden zeigen, speziell an die Bedingungen, welche sich aus der geschichteten Struktur des Bodenkörpers ergeben (s. Lebensbedingungen im Boden). Das sind z.B. zunehmende Bodendichte und abnehmendes Porenvolumen mit reduzierten Anteil von Grobporen, zunehmende Feuchtigkeit sowie steigender Sauerstoff- und Lichtmangel mit zunehmender Bodentiefe. Analog dazu lassen sich drei Bereiche identifizieren, die durch abweichende Standortverhältnisse charakterisiert sind: Bodenoberfläche (partiell belichtet, reich an organischer Substanz, wenig dicht, gut dräniert und belüftet), oberflächennahe Bodenzone (locker und humusreich) und verdichtete mineralbodenreiche Tiefenbodenzone. Allgemein konzentrieren sich die Bodentiere auf die Oberflächen und oberflächennahen Schichten, weil hier das Material locker geschichtet ist und ausreichend Nahrung und Luft zur Verfügung stehen. Mit zunehmender Bodentiefe reduziert sich der Anteil an organischer Substanz und die Hohlräume zwischen den Bodenpartikeln werden immer kleiner, so dass sie nur schwer oder nicht mehr besiedelt werden können. Einige Bodentiergruppen sind im Boden mit
mehreren Arten vertreten, die hier unterschiedliche Zonen
besiedeln und so u.a. der direkten Konkurrenz mit nahe verwandten
Arten aufgrund ähnlicher Lebensansprüche entgehen.
Es lassen sich hier epedaphische,
d.h. auf die Bodenoberfläche konzentrierte, hemiedaphische
(in den oberflächennahen Bodenzonen) und euedaphische
(im Bodenkörper) Lebensformtypen
differenzieren Insbesondere bei den zahlreich im Boden vertretenen Springschwanzarten lassen sich unterschiedliche Lebensformtypen beobachten, die an die speziellen Lebensbedingungen in den verschiedenen Bodenschichten unterschiedlich angepasst sind (s. Grafik).
Die vorzugsweise an der Bodenoberfläche lebenden Arten sind meist deutlich größer, dicht behaart oder beschuppt und stärker pigmentiert. Die Extremitäten sind gut entwickelt, ebenso die Fühler und die Sprunggabel. Im Gegensatz dazu sind die euedaphischen Arten als Bewohner der tieferen Bodenschichten deutlich kleiner. Ihr Körper ist häufig langgestreckt und wurmförmig, die Extremitäten sind verkürzt und Fühler sowie Sprunggabel stark reduziert. Behaarung und Pigmentierung sind ebenfalls zurückgebildet oder fehlen vollständig. Auch bei den verschiedenen Milbenarten im Boden lassen sich solche lebensformspezifischen Anpassungserscheinungen gut beobachten (s. Grafik).
Die Entwicklung verschiedener Lebensformtypen lässt
sich auch bei Regenwürmern gut nachweisen. Die epigäischen
Regenwurmarten leben an der Bodenoberfläche in der Streuschicht.
Sie sind überwiegend kräftig und dunkel pigmentiert, weniger
trockenheitsempfindlich, sehr mobil und besitzen nur eingeschränkte
Fähigkeiten zum Graben. Dazu gehört z.B. der Mistwurm (Eisenia
fetida). Die anektischen bzw. anözischen
Regenwurmarten leben oberflächennah, ernähren sich von Falllaub
an der Bodenoberfläche, besitzen eine starke Grabmuskulatur und
können
bis zu 3 m tiefe Röhren graben. Dazu gehört z.B. der gemeine
Regen- oder Tauwurm (Lumbricus terrestris). Die endogäischen
Regenwurmarten leben in den tieferen Bodenschichten und können auch
graben, besitzen aber eine deutlich schwächere Grabmuskulatur. Sie
sind pigmentlos und kommen kaum an die Oberfläche, sondern ernähren
sich überwiegend vom organisch angereicherten Mineralboden (s. Regenwurm-Werkstatt;
vgl. JOGER 1989, S. 139 ff. und DUNGER 1983).
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