PROJEKT HYPERSOIL | Pfad: https://hypersoil.uni-muenster.de/1/02/37.htm |
Modul: Boden - Werkstatt | |
Kapitel: Regenwurm-Werkstatt | |
Seitentitel: Ernährung |
Regenwürmer sind Allesfresser, ernähren sich aber bevorzugt von abgestorbenen Pflanzenresten, die bereits von Mikroorganismen besiedelt und vorzersetzt sind. Ihre Ernährungsweise ist an ihre jeweiligen Lebensformtyp (s. Lebensformen) gekoppelt. Die Streu bewohnenden Arten sind auf Falllaub, sich zersetzendes Holz und Kompost spezialisiert. Die Mineralboden bewohnenden Arten dagegen ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenwurzeln, angerotteter organischer Substanz und lebenden Mikroorganismen im Boden, wobei sie in der Regel große Mengen an mineralischer Bodensubstanz mit aufnehmen (vgl. RÖMBKE 1997, S.1). Die größeren, Boden bewohnenden Liftwürmer, die auch an die Oberfläche kommen, bevorzugen stickstoffreiche, gerbstoffarme Blätter und Gräser. Sie ergreifen an der Bodenfläche durch Ansaugen mit der Mundöffnung Pflanzenreste, z. T. auch tierische Reste (z.B. Haare oder Federn) oder Algen bewachsene Steinchen und ziehen diese in ihre Wohnröhren ein – häufig ohne die Wohnröhren dabei zu verlassen. Durch Mikroorganismen (z.B. Bakterien, Pilze, Algen und Einzeller), die im feuchten Boden gut gedeihen, wird das aufgenommene Material in den Wohnröhren zersetzt und kann so leichter von den Regenwürmern gefressen werden. Darüber hinaus werden Bakterien- und Algenrasen abgeweidet, die sich auf den Bodenpartikeln entwickeln. Bei der Nahrungssuche spielen neben dem Tastsinn auch chemische Sinnesreize (s. Sinnesorgane) eine Rolle. Die aufgespürte Nahrung wird mit saugenden Bewegungen von der Mundöffnung in den Schlund aufgenommen. Da Regenwürmer keine Kauwerkzeuge haben, muss die Nahrung dazu entsprechend weich und feucht sein (vgl. GRAF 1983, S. 64/65). Allgemein bevorzugt werden organische Substanzen mit einem hohen Kohlenhydrat- und Eiweiß- bzw. Stickstoffgehalt. Beim Fressen nehmen alle Regenwurmarten mehr oder weniger viel Sand und andere Bodenpartikel auf, wodurch die Zerkleinerung der Nahrung gefördert wird. Die Nahrungsbestandteile wandern durch den Schlund in den Darmkanal und werden dort verdaut. Im Mittel- und Enddarm werden die unverdauten organischen Substanzen mit den anorganischen Bodenpartikeln (Tonmineralien und Sand) gemischt und als Losung ausgeschieden. Die dabei entstehenden „organo-mineralischen Verbindungen“ werden auch als „Ton-Humus-Komplexe“ bezeichnet und verbessern die Bodenqualität (s. GRAFF 1983, S. 93; vgl. Bodenbildung & Bodenfruchtbarkeit. Da die Verdauungsleistung nicht besonders hoch ist, wird ein Großteil der organischen Substanzen unverdaut wieder ausgeschieden. Durch die Nahrungsaufnahme und Verdauungstätigkeit ist der Nährstoffgehalt im Regenwurmkot (s. Abb.1) deutlich höher konzentriert als in der umgebenden Bodensubstanz. Regenwürmer können zwar nicht die Gesamtmenge der Pflanzennährstoffe im Boden vergrößern, aber sie können diese konzentriert zur Verfügung stellen. So kann Regenwurmlosung die doppelte Menge an Kalk, die zwei- bis sechsfache Menge an Magnesium, das fünf- bis siebenfache an Phosphor und das elffache an Kalium enthalten (ZIEGELASCH o. J., S. 12 von 29). Bei der Nahrungssuche entstehen im Boden Hohlräume und Gänge, welche die Struktur und Belüftungsverhältnisse des Bodens verbessern. Gleichzeitig werden durch die Ausscheidungen der Regenwürmer die pflanzenverfügbaren Nährstoffe konzentriert und der Ton-Humus-Gehalt erhöht. Insgesamt wird durch die Verdauungs- und Ausscheidungsaktivität der Regenwürmer die Bodenqualität so deutlich verbessert.
Weitere Informationen:
DUNGER, W. (1964): Tiere im Boden. Wittenberg: Ziemsen. |
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