PROJEKT HYPERSOIL | Pfad: https://hypersoil.uni-muenster.de/1/02/41.htm |
Modul: Boden - Werkstatt | |
Kapitel: Regenwurm-Werkstatt | |
Seitentitel: Gänge & Wohnröhren |
Als Bodentiere, die sich normalerweise nicht an der Erdoberfläche aufhalten, legen alle Regenwurm-Arten röhrenförmige Gänge bzw. Wohnröhren im Boden an, in denen sie leben. In der Regel verlassen sie diese Gänge nur zur Nahrungssuche und Paarung (s. Fortpflanzung & Entwicklung). Je nach Art und Lebensformtyp verlaufen diese Gänge oberflächennah und waagerecht zur Bodenoberfläche oder stärker senkrecht in tiefere Bodenschichten. Die kleinen und mittleren, überwiegend die Streuschicht bewohnenden Arten (= epigäische Arten) graben nur zu den Ruhezeiten im Sommer und Winter einen Gang in die Tiefe, um dort – ca. 30-50 cm unter der Erdoberfläche – im Ruhestadium zu überdauern (s. Aktivitätsphasen & Ruhestadien). Die größeren Regenwurmarten (Mineralbodenbewohner und Tiefgräber) legen eine senkrecht verlaufende Wohnröhre an, die bis zu 3 Meter in die unteren Mineralbodenhorizonte hineinreichen kann (s. FÜLLER 1954, S. 20/21). Dort sind sie vor Feinden, extremen Temperaturen und starker Trockenheit geschützt. „Um einen größeren Aktivitätsradius zu haben, hat die Hauptröhre im oberen Teil, etwa ab 10-15 cm unter der Oberfläche, Verzweigungen, die zu mehreren Ausgängen führen“ (GRAFF 1983, S. 80). Die Anlage der Gänge und Wohnrören erfolgt bei lockerem und feuchtem Boden durch Bohrbewegungen und Beiseiteschieben des Materials mit dem spitzen Vorderteil (s. Abb. 1). Bei harten und ausgetrockneten Böden frisst sich der Regenwurm durch Aufnahme der Bodenteilchen quasi durch den Boden: „Nachdem die aufgenommene Erde den Darm passiert hat, wird sie in Form von kleinen Kotballen abgegeben. Die Kotmassen der Regenwürmer werden entweder an der Erdoberfläche über den Röhrenmündungen als Kottürmchen abgesetzt oder sie werden zur Auskleidung der Wohnröhren benutzt“ (FÜLLER 1954, S. 20; s. Darmkanal und Verdauung).
Die Röhren und Gänge der großen Regenwurmarten sind in der Regel ringsherum mit Kot ausgekleidet, der wie eine Tapete auf der Oberfläche liegt und für eine Stabilisierung sorgt. Darüber hinaus kann durch diese leicht plastische Kotschicht der Durchmesser der Röhren der Körperform des Regenwurms angepasst werden. Denn: Damit der Regenwurm in seinen senkrecht verlaufenden Gängen aufsteigen kann, darf ihr Durchmesser nur geringfügig größer sein als der Körperquerschnitt des Regenwurmes. Sonst findet er keinen Haltmehr an den Wänden, um sich mit Hilfe der Borsten auf- und abwärts zu bewegen (s. Fortbewegung; vgl. GRAFF 1983, S. 80).
BUCH, W. (1986): Der Regenwurm im Garten. Stuttgart: Ulmer. |
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