PROJEKT HYPERSOIL | Pfad: https://hypersoil.uni-muenster.de/1/02/45.htm |
Modul: Boden - Werkstatt | |
Kapitel: Regenwurm-Werkstatt | |
Seitentitel: Ansprüche an den Lebensraum & Verbreitung |
Regenwürmer sind Kosmopoliten und kommen in fast allen Böden auf der Erde vor (s. Geographische Verbreitung). Die meisten Arten bevorzugen tiefgründige, humusreiche Böden mit ausreichender Feuchtigkeit (ca. 10-30 % Wassergehalt) und gemäßigten Temperaturverhältnissen: „Besonders günstige Bedingungen sind dann vorhanden, wenn ein tiefgründiger, fetter Boden bei großem Reichtum an zerfallenden organischen Stoffen einen mittleren Feuchtigkeitsgehalt zeigt“ (FÜLLER 1954, S. 39). Eine arten- und individuenreiche Regenwurmgesellschaft (s. Lebensformtypen) findet sich in den fetten Mähwiesen der Flussniederungen, aber auch in Gartenböden. Hier werden durch die Lockerung des Bodens beim Umgraben, gute Düngung und künstliche Bewässerung im Sommer sehr günstige Lebensbedingungen geschaffen. Ungünstige Lebensräume dagegen sind z.B. die schweren Ackerböden in Muschelkalkgebieten oder intensiv bewirtschaftete Ackerflächen. Durch das alljährliche Einbringen der Ernte wird diesen Böden sehr viel organische Substanz entzogen. Darüber hinaus wird durch die intensive Bodenbearbeitung nicht nur das Bodenvolumen verdichtet, sondern viele Würmer werden auch direkt geschädigt (s. FÜLLER 1954, S. 38/39 und DARWIN 1983, S. 5 ff.). Wie bei allen Lebewesen werden die Aktivitäten der Regenwürmer, ihr Stoffwechsel, ihre Atmung und ihr Wachstum stark von den jeweils vorherrschenden Temperaturen bestimmt. Jede Regenwurmart hat ein spezifisches Temperaturoptimum, allgemein bevorzugen sie aber kühlere Temperaturen im Bereich von etwa 10°C (s. BUCH 1986, S. 37). Ungünstig auf die Verbreitung der Regenwürmer im Boden wirken sich u.a. hohe Salzgehalte und Schwermetalleinträge aus. Auch der Säuregrad des Bodens spielt eine Rolle. Trotz artspezifischer Vorlieben und unterschiedlicher Toleranzbereiche bevorzugen die meisten einheimischen Regenwurmarten pH-Werte im leicht sauren bis alkalischen Bereich (s. BUCH 1986, S. 36). In stark sauren Rohhumus- und Moorböden kommen in der Regel keine Regenwürmer vor. Es gibt aber einige stark säuretolerante Arten (s. DUNGER 1964, S. 72). Insgesamt gesehen werden die Ansprüche, die Regenwürmer an ihre Umgebung stellen, in vielen Böden und Vegetationseinheiten erfüllt. Für ihre Verbreitung spielen insbesondere pH-Wert, Nährstoffverfügbarkeit, Bodendichte und –feuchte eine Rolle. Abhängig von der Ausprägung dieser Faktoren lassen sich am natürlichen Standort verschiedene Regenwurm-Lebensgemeinschaften finden, in denen unterschiedliche Arten dominieren. Typisch für nährstoffreiche Waldböden mit Mullhumus und Wiesen ist eine artenreiche Lebensgemeinschaft, in der die Regenwurmarten Schleimwurm (Aporrctodea bzw. Allolobophora rosea), Kleiner Wiesenwurm (Aporrctodea bzw. Allolobophora caliginosa) und Tauwurm (Lumbricus terrestris) dominieren (s. Einheimische Regenwürmer). Daneben treten viele andere Arten auf, vorzugsweise Tiefgräber bzw. Mineralbodenbewohner, die eine relativ große Biomasse erzeugen (RÖMBKE o.J.). In sauren Böden mit geringem pH-Wert bzw. Nadelwaldböden dagegen besteht die Lebensgemeinschaft der Regenwürmer nur aus wenigen Arten, die in der Regel auch nur mit wenigen Individuen vertreten sind und primär die Streuschicht bewohnen. Dazu gehören z.B. der Köcherwurm (Dendrobaena bzw. Dendrodrilus rubida), der Stubbenwurm (Dendrobaena octaedra) und der Rotwurm (Lumbricus rubellus) (RÖMBKE o.J.)
BUCH, W. (1986): Der Regenwurm im Garten. Stuttgart: Ulmer. |