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Modul: Boden - Werkstatt | |
Kapitel: Regenwurm-Werkstatt | |
Seitentitel: Bedeutung der Regenwürmer in der Vergangenheit |
Bereits die alten Griechen wussten Regenwürmer als Bodenverbesserer zu schätzen und Aristoteles (384-322 v. Chr.) bezeichnete sie ehrfürchtig als „Eingeweide der Erde“ (BUCH 1986, S. 28). Auch die Ägypter maßen ihnen große Bedeutung zu und sprachen die Regenwürmer heilig. Königin Cleopatra (69-30 v. Chr.) soll sogar ein Verbot erlassen haben, Regenwürmer außer Landes zu bringen (s. BUCH 1986, S. 30). Bei den Etruskern und Römern spielte die Landwirtschaft bereits eine zentrale Rolle. Sie entwickelten verschiedene Bewirtschaftungsformen mit Mischkulturen, Fruchtwechsel, Brache und natürlichen Bodenbedeckungs- und Kompostierungsformen, die als Voraussetzung für einen reichen Regenwurmbesatz im Boden betrachtet wurden (s. BUCH 1986, S, 30). Aus der Zeit zwischen dem Ende des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) und dem Beginn des 17. Jahrhunderts liegen kaum schriftliche Überlieferungen zur besonderen Bedeutung der Regenwürmer vor (s. BUCH 1986, S. 31). Erst dem englischen Landpfarrer, Naturforscher und Schriftsteller Gilbert White (1720-179) verdanken wir grundlegende Informationen zu den Boden verbessernden Eigenschaften der Regenwürmer. So prophezeite er im Jahre 1777: „Ohne Regenwürmer würde die Erde bald kalt, hart und fast ohne jede Gare und folglich steril werden!“ (Buch 1986, S. 31). Trotzdem hielt sich bis ins 19. Jahrhundert noch das Vorurteil, dass Regenwürmer Pflanzen abfressen und deshalb zu vernichten seien. Die bodenbiologische Bedeutung der Regenwürmer wurde primär von England ausgehend zunehmend erforscht und gewürdigt. In der Ausgabe der „Encyclopedy of Gardening“ aus dem Jahr 1835 findet sich unter dem Stichwort „earthworms“ auf den Seiten 699 und 700 folgendes Zitat: „Regenwürmer, die in großer Menge vorhanden sind, können nicht unter die schädlichen Tiere gezählt werden, obwohl Bauern und Gärtner Vorurteile gegen sie hegen. Sie durchbohren den Erdboden in jeder Richtung, so dass er Feuchtigkeit aufnehmen kann. Damit fördern sie den Pflanzenwuchs. Nach einem Sprichwort gelten die Würmer als die niedrigsten Lebewesen, aber ohne sie wäre die Welt eine Wüste und weder tierisches noch pflanzliches Leben könnte bestehen.“ (zit. nach GRAFF 1983, S. 41). Erste naturwissenschaftlich fundierte Aussagen über das Wesen der Regenwürmer, ihre Verhaltensweisen sowie ihre Bedeutung für die Bodenentwicklung verdanken wir dem deutschen Ordinarius für Physiologie an der Universität Kiel, Viktor Hensen (1835-1929) und dem Begründer der Evolutionstheorie, Charles Darwin (1809-1882). Viktor Hensen hielt verschiedene Vorträge über die Bedeutung der Regenwürmer und veröffentlichte 1877 erstmals seine Erkenntnisse. Der bekannte englische Naturforscher Charles Darwin hielt bereits 1837 vor der Geologischen Gesellschaft von London einen Vortrag über die Bedeutung der Regenwürmer bei der Bodenbildung („On the Formation of Mould“). Aber erst 1881 veröffentlichte er seine langjährigen und umfangreichen Beobachtungen in dem Buch „ The Formation of Vegetable Mould through the Action of Worms, with Observations of their Habits“ (deutsch: „Die Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer“ (DARWIN 1983)), das von Biologen und Bodenkundlern als Grundlagenwerk der Bodenbiologie gewürdigt wird (vgl. GRAFF 1983, S. 30/31).
BUCH, W. (1986): Der Regenwurm im Garten. Stuttgart : Ulmer. |