PROJEKT HYPERSOIL | Pfad: https://hypersoil.uni-muenster.de/2/01/05.htm |
Modul: Boden & Unterricht | |
Kapitel: Didaktische Legitimation | |
Seitentitel: Scientific literacy |
In einer zunehmend durch Naturwissenschaften und Technik bestimmten Welt gehören naturwissenschaftliche Basiskonzepte und Prozesse zu den unverzichtbaren Elementen einer zeitgemäßen Allgemeinbildung. Anforderungen an einen solchen naturwissenschaftlich fundierten Bildungsstrang werden gegenwärtig international unter dem Schlagwort "Scientific Literacy" diskutiert. Der Begriff Scientific
Literacy entzieht sich einer direkten wörtlichen
Übersetzung, wird in der deutschsprachigen Literatur
aber seit dem OECD-PISA-Projekt (s. PISA-Studie)
überwiegend als "Naturwissenschaftliche Grundbildung"
übersetzt und definiert als "... Fähigkeit,
naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche
Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen,
um Entscheidungen zu verstehen und zu treffen, welche die
natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an
ihr vorgenommenen Veränderungen betrifft." (DEUTSCHES
PISA-KONSORTIUM 2000, S. 66). "Scientific Literacy"
bezieht sich nicht nur auf bestimmte Wissensbestände,
sondern auch auf die Struktur dieses Wissens, die Methoden
der Wissensproduktion und die Verbindungen zwischen Entdeckung
und Anwendung, d.h. auf die Wissenschaft, ihre Methoden und
deren kritische Reflexion Naturwissenschaftliche Grundbildung kann im Anschluss an BYBEE (1997) über verschiedene Ebenen naturwissenschaftlichen Wissens differenziert werden: nominelles Wissen (einfaches Begriffs- und Faktenwissen), funktionales Wissen, konzeptuelles und prozedurales Wissen sowie multidimensionales (Experten-) Wissen. Nach Meinung der PISA-Experten wird naturwissenschaftliche Grundbildung in der Schule im Wesentlichen durch konzeptuelle und prozedurale Aspekte bestimmt und basiert u.a. auf folgenden Fähigkeiten:
Für den Unterricht ergibt sich unter dieser Zielperspektive eine Lösung von der Struktur der jeweiligen naturwissenschaftlichen Bezugsdisziplin hin zu einer stärkeren Orientierung an spezifischen gesellschaftlichen Anforderungen. "In einer ersten Phase sollte eine breite Basis mit wissenschaftlichen Konzepten und prozeduralem Wissen gelegt werden, das in einer zweiten, anwendungsbezogenen Phase problemorientiert integriert werden kann" (GRÄBER/ NENTWIG 2002, S. 13). In der aktuellen Diskussion um "Scientific Literacy" (vgl. GRÄBER/ BOLTE 1997; GRÄBER/ NENTWIG/ KOBALLA/ EVANS 2002) spielt zunehmend die Anwendbarkeit naturwissenschaftlicher Kenntnisse und die Entwicklung entsprechender Kompetenzen eine Rolle. Naturwissenschaftliche Grundbildung wird dabei als "Kontinuum" verstanden, das sich im Laufe des Lebens weiterentwickelt. Dementsprechend muss das aufgebaute bzw. sich aufbauende Wissen anschlussfähig im Sinne des SINUS-Programms sein (s. SINUS: Programm zur Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts). Zusammenfassend lässt sich "Scientific Literacy" als weithin - nicht nur im angelsächsischen Raum - akzeptiertes Ziel für naturwissenschaftliche Grundbildung über ein Bündel fachlicher und überfachlicher Kompetenzen erschließen. Die nachfolgende Abbildung illustriert "Scientific Literacy" als "Schnittmenge verschiedener Kompetenzen" (GRÄBER/ NENTWIG/ NICOLSON 2002, S. 136)
Zur Entwicklung des Begriffes "Scientific Literacy" und des ihm zugrundeliegenden Konzeptes vgl. BYBEE (1997, 2002). Zur Begründung von "Scientific Literacy" als Leitziel für naturwissenschaftliche Grundbildung in Deutschland vgl. FISCHER (1998) und hinsichtlich seiner Relevanz für den naturwissenschaftlich orientierten Sachunterricht s. MARQUARDT-MAU (2001).
|
||||||||||||||||||||||||