Das Neolithikum, der letzte Abschnitt der
Steinzeit (etwa 5000-1800 v.Chr.), zeichnet sich durch den
„… Übergang von der rein aneignenden Wirtschaftsweise
nomadisierender Jäger und Sammler zur Sesshaftigkeit
in dörflichen Siedlungen in Verbindung mit Ackerbau und
Nutztierhaltung“ (EHMER 1998, S. 45) aus. Es wird auch
vom „Siegeszug des Pfluges“ gesprochen. Träger
dieser „neolithischen Revolution“ und Begründer
der frühen Ackerbaukultur und Landwirtschaft waren die
Megalithvölker (vgl. EHMER 1998, S. 45).
Die Megalithvölker ließen sich
an den Küsten Westeuropas nieder und brachten mit ihrer
landwirtschaftlichen Kenntnis und Lebensweise die „Kulturidee
der Großen Muttergottheit“ nach Europa (vgl. EHMER
1998, S. 46). Geprägt von der „Denkweise und dem
Lebensrhythmus einer ackerbautreibenden Kultur, stellte diese
Religion die Wesensgestalt der Erde in den Mittelpunkt, die
mit ihren fruchtbringenden Vegetationskräften als die
Magna Mater oder Urmutter allen Seins verehrt wurde.“
(EHMER 1994, S. 24). Die älteste europäische Religion,
der Kult der „Großen Mutter“ entwickelte
sich. „Magna Mater“ stand sinnbildlich für
den „… fruchtbare(n) Mutterschoß, aus dem
alles Leben erneut hervorgeht“ (EHMER 1998, S. 46).
Als „lebendige, durchseelte und mit
Bewusstsein ausgestattete Wesenheit“ spielte „Magna
Mater“ bei den westeuropäischen Megalith-(Großstein)-Kulturen
eine bedeutende Rolle. (vgl. EHMER 1994, S. 24). Davon zeugen
die Kultsteine und Tempelanlagen aus dieser Zeit, die an der
Atlantikküste - von Südspanien und Portugal über
die Bretagne und die Britischen Inseln bis in die Norddeutsche
Tiefebene - sowie im westlichen Mittelmeerraum hinterlassen
wurden.
An diesen Orten wurde der Toten- und Ahnenkult
praktiziert. „Aber eine wichtigere Rolle als der Totenkult
spielten die kosmischen Bezüge; denn aus der Sicht des
Vorzeitmenschen waren Erde und Kosmos in einen einzigen, lebendigen
Gesamtzusammenhang hineingewoben. Und aus den Erfahrungen
eines bäuerlich lebenden Urvolkes wurde eine Religion
geboren, die Erdenwelt und Sternenwelt in einem innigen Zusammenhang
sah.“ (EHMER 1994, S. 26). Der gigantische Steintempel
auf Malta diente zum Beispiel insbesondere dem Kult des Lebens,
der Fruchtbarkeit, der Mutter Erde. Eine der faszinierendsten
und wohl auch bekanntesten Kultstätten ist das vorzeitliche
Sonnenheiligtum Stonehenge in Südengland (siehe EHMER
1998, S. 41 ff.).
Auf „Magna Mater“, die zentrale
Gottheit der neolithischen Erd- und Fruchtbarkeits-Religion,
gehen sämtliche Erdgöttinnen Vorderasiens und der
Alten Ägäis wie zum Beispiel Gaia, Demeter und Persephone
(s. Gaia und Demeter
in der griechische Antike) zurück (vgl. EHMER 1998,
S. 46).
Literatur
EHMER, M.K. (1998): Die Weisheit des
Westens. Düsseldorf: Patmos.
EHMER, M.K. (1994): Göttin Erde. Kult und Mythos der
Mutter Erde. Berlin: Zerling.
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