Als Bodenreaktion wird
die Säure- oder Basenwirkung
der Bodenlösung bezeichnet. Sie beruht auf der Konzentration
der Wasserstoff(H+)-Ionen in der Bodenlösung und wird
als pH-Wert gemessen.
Definitionsgemäß gibt der pH-Wert
den negativ dekadischen Logarithmus der H + -Ionenkonzentration
in Gramm pro Liter Lösung an:
Bei einem pH-Wert von 7
befinden sich dementsprechend 10-7 (= 1 : 10.000.000)g
H+-Ionen in einem Liter Messflüssigkeit
bzw. Bodenlösung. Da die Menge an OH--Ionen
in diesem Fall gleich groß ist, bezeichnet man bei
einem pH-Wert von 7 die Bodenreaktion als neutral. Steigt
die H+-Ionenkonzentration, dann fällt aufgrund seiner
Maßeinheit (s.o.) der
pH-Wert und die Bodenlösung reagiert zunehmend sauer.
Eine saure Bodenreaktion (pH < 7) wird als Bodenacidität bezeichnet. Sinkt dagegen die H + -Ionenkonzentration, nimmt
die OH - -Ionenkonzentration zu und der pH-Wert steigt. Die
Bodenlösung reagiert analog dazu zunehmend basisch bzw.
alkalisch und die Bodenreaktion wird entsprechend als Bodenalkalität bzw. Bodenbasizität (pH > 7) charakterisiert. Die
pH-Wert-Skala reicht von 0 bis 14 (s. Abb.).
Die pH-Wert-Messung erfolgt aufgrund
einer besseren Reproduzierbarkeit häufig in verdünnten
Elektrolytsuspensionen. In der Regel wird dazu die Bodenprobe
mit einer 0,01 n Calciumchlorid (CaCl2) -Lösung
aufgeschlämmt.
Da hierbei die an den Austauschern (s. Ionenaustausch)
sorbierten H+-Ionen von den CaCl 2 -Ionen verdrängt
werden, liegt der so gemessene pH-Wert etwa 0,3-1,0 Einheiten
unter dem pH-Wert, der in wässrigen Suspensionen gemessen
wird. Die Bodenreaktion ist also saurer. Gemessen wird
hier die aktive bzw. aktuelle
Acidität , welche der
freien H+-Ionenkonzentration in der Bodenlösung
entspricht. Zur Charakterisierung eines Standortes ist
aber auch die potentielle Acidität von
Interesse. Sie bezieht die Konzentration der H+-
und Aluminuim (Al3+)-Ionen im Kationenbelag
der Austauscher mit ein, die durch Kationenaustausch (s. Ionenaustausch)
in die Bodenlösung gelangen können
und dort die H+-Ionenkonzentration deutlich erhöhen
können. Insbesondere Al3+-Ionen sorgen für
einen Aciditätsschub, weil sie mit den Wassermolekülen
in der Bodenlösung reagieren und dabei jeweils 3 H+-Ionen
freisetzen (Al3+ + H2O Al(OH)3 +
3 H+).
In den mitteleuropäischen Böden
schwankt der aktuelle pH-Wert zwischen 3 und 8 (s. Abb.),
wobei die meisten Böden
schwach sauer reagieren (pH 5,0-6,5). Diese mehr oder weniger
starke Bodenacidität resultiert aus verschiedenen H+-Ionen
produzierenden Prozessen. In diesem Zusammenhang spielen
die Atmungsprozesse der Bodentiere, Mikroorganismen und Pflanzenwurzeln
eine gewichtige Rolle, weil das dabei exhalierte Kohlenstoffdioxid
(CO2) mit den Wassermolekülen
in der Bodenlösung reagiert (s. Bodenatmung).
Dabei entsteht Kohlensäure (H2CO3),
die dissozieren kann und dabei H+-Ionen freisetzt:
CO2 + H2O H2CO3
H+ + HCO3- .
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Bodenreaktion und pH-Werte
verschiedener mitteleuropäischer Böden
(Abb.
verändert nach ENSSLIN/
KRAHN/ SKUPIN 2000, S. 57) |
Weiterhin spielt die Humifizierung der
organischen Substanz eine wichtige
Rolle. Die dabei entstehenden Fulvo- und Huminsäuren
können den
pH-Wert noch stärker erniedrigen als Kohlensäure.
Darüber hinaus tragen verschiedene Oxidations- und Säurebildungsprozesse
im Boden sowie der Einsatz sauer wirkender Düngemittel
(z.B. Ammoniumsulfat) zur Erhöhung der Acidität
bei.
Grundsätzlich ist die Produktion
von H+ -Ionen mit der Verdrängung austauschbarer
Kationen wie Ca2+, Mg2+, K+ und
Na+ von den Austauschern
verbunden (s. Ionenaustausch). Eine
stärkere pH-Wert-Absenkung
tritt aber erst ein, wenn diese desorbierten Kationen der
Bodenlösung
z.B. durch Auswaschung oder Ionenaustausch mit der Pflanzenwurzel
entzogen werden.
Allgemein lässt sich im humiden Klimabereich
(Niederschlagsrate > Verdunstungsrate)
im Bodenprofil mit zunehmender
Bodentiefe ein deutlicher pH-Wert-Anstieg nachweisen. Das
liegt daran, dass die H+-Ionen- Produktion (z.B. durch
Atmunsprozesse) und der Verlust basischer Kationen (z.B.
durch Nährstoffentzug
oder Auswaschung) im humosen, stark belebten und durchwurzelten
Oberboden bei abwärts gerichteter Wasserbewegung höher
sind als im Unterboden. Je basenreicher das mineralische
Ausgangsgestein, desto deutlicher ist dieser pH-Wert-Unterschied
zwischen den einzelnen Bodenhorizonten.
Je höher die Basensättigung an den Austauschern,
desto höher ist auch die Pufferungskapazität des
Bodens, d.h. seine Fähigkeit, durch Ionenaustausch
die H+-Ionen-Konzentration in der Bodenlösung
zu "neutralisieren" bzw.
den pH-Wert konstant zu halten. Von zentraler Bedeutung ist
in diesem Zusammenhang der Kalkgehalt des
Ausgangsgesteins.
Insgesamt gesehen wirkt sich die
Bodenreaktion auf zahlreiche pedogenetische Prozesse der
Bodenentstehung und -entwicklung aus. So beschleunigt eine
hohe Bodenacidität z.B. die
chemische Verwitterung (s. Abb.). Darüber
hinaus werden aber auch ökologische Prozesse nachhaltig
beeinflusst. Dazu zählen beispielsweise die biologische
bzw. biotische Aktivität (s. Bodenaktivität),
die aufgrund der Säure- und Basenempfindlichkeit
vieler Mikroorganismen ihr Optimum im schwach sauren bis
leicht alkalischen Bereich hat (s. Abb.).
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Zusammenhänge zwischen
pH-Wert und verschiedenen Bodenfaktoren (Balkendicke
= Maß für die Intensität der Faktoren;
Abb. verändert nach SCHROEDER 1992, S. 80)
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Unter Berücksichtigung verschiedener
Vorgänge
im Boden liegt die optimale Bodenreaktion für die meisten
Böden und die auf ihnen wachsenden Pflanzengesellschaften
im mäßig sauren bis neutralen Bereich, d.h. bei
einem pH-Wert zwischen 5,0 und 7,5.
Weitere Informationen:
Literatur:
ENSSLIN,
W./ Krahn, R./ Skupin, S. (2000): B öden untersuchen.
Wiebelsheim: Quelle & Meyer.
GISI, U./
SCHENKER, R./ SCHULIN, R./ STADELMANN, F.X./ STICHER, H.
(1997): Bodenökologie
- 2. Auflage - Stuttgart; New York: Thieme.
Scheffer, F./
Schachtschabel, P. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde - 15.
Auflage -. Heidelberg; Berlin: Spektrum Akademischer Verlag.
Schroeder, D. (1992):
Bodenkunde in Stichworten - 5. Auflage - Berlin; Stuttgart:
Borntraeger.
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