Um der zunehmenden Bodendegradation entgegenzuwirken, kommt der Förderung des Bodenbewusstseins eine besondere Bedeutung zu. Da die Bodenproblematik in der Bevölkerung jedoch eine zu geringe Beachtung findet und das Bodenbewusstsein der Menschen abnimmt „ist es dringend erforderlich, Boden (bzw. Böden) in allen gesellschaftlichen Bereichen zum Gegenstand von Umweltinformation und Umwelterziehung zu machen“(WBGU, 1994, S.8).
Durch die Förderung des Bodenbewusstseins soll das Thema Bodengefährdung und -schutz in der Bevölkerung bekannt werden und einen schonenderen Umgang mit der endlichen Ressource Boden bewirken. Auch der Bodenschutzbericht der Bundesregierung (2002) misst der Förderung des Bodenbewusstseins in der breiten Bevölkerung eine zentrale Rolle bei: „Wer den Reichtum und die Vielfalt der Böden und deren Rolle im Lebensalltag erkennt, kann eigenes Handeln und Verantwortung im Umgang mit Böden wahrnehmen. Wir leben, wohnen und arbeiten von, mit und auf Böden“ (S. 48).
Doch was ist unter dem Begriff Bodenbewusstsein zu verstehen? – Analog zum Umweltbewusstsein (vgl. de HAAN/ KUCKARTZ 1996, S. 37 ff.) lässt sich Bodenbewusstsein über drei Dimensionen differenzieren. Im Rahmen des Projektes „Konzeption zur Verbesserung des Bodenbewusstseins in Fachöffentlichkeit und Bevölkerung“ (IKU/ AHU 2001, S. 7) werden folgende Begriffbestimmung verwendet:
- Bodenwissen: darunter wird der Kenntnis- und der Informationsstand einer Person über Natur, Trends und Entwicklungen, Methoden, Denkmuster und Traditionen im Hinblick auf Bodenfragen verstanden.
- Bodeneinstellungen: hierunter werden Freude und Ängste, Empörung, Hoffnungen, normative Orientierungen und Werthaltungen sowie Handlungsbereitschaften subsumiert.
- Bodenverhalten: unter dieser Komponente wird das tatsächliche Verhalten im Hinblick auf seine Bodenverträglichkeit erfasst.
Dem Bodenbewusstsein wird bei der Erreichung einer nachhaltigen Bodennutzung eine wichtige Rolle zugeschrieben. Neben gesetzlichen Regelungen und Verordnungen und dem Schaffen von ökonomischen Anreizen und Gelegenheitsstrukturen, ist ein entsprechendes Bodenbewusstsein eine unerlässliche Voraussetzung für einen angemessenen Umgang mit der endlichen Ressource Boden.
IKU und AHU (2001, S. 8 ff.) identifizieren fünf Aspekte für das gegenwärtig geringe Bodenbewusstsein:
- Die unmittelbare Verknüpfung zwischen Boden und Wohn- bzw. Arbeitssituation spielt im Vergleich zu früher heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Boden ist in unserem Land wenig wahrnehmbar.
- Die verdeckt und langsam ablaufenden ökologischen Prozesse im Boden sind nicht spontan und sinnlich erlebbar. Der Boden erscheint starr und für das menschliche Auge zweidimensional. Das fehlende direkte Erleben von Boden und seinen Gefährdungen erschwert die Entstehung einer emotionalen Beziehung zum vielfältigen Umweltmedium Boden.
- Viele Menschen haben ein Wissensdefizit über Boden, seine Funktionen und seine Gefährdungen.
- Bodenrelevantes Handeln wirkt häufig nicht direkt auf den Boden, sondern erst über lange Wirkungsketten.
- Böden sind häufig im Privatbesitz und selten ein allgemein zugängliches Gut. Die aktuellen Kultur- und Sozialfunktionen des Bodens werden zu wenig beachtet.
Dennoch kann Bodenbewusstsein nicht einfach durch die Vermittlung entsprechenden bodenrelevanten Wissens aufgebaut werden und handlungsaktivierend wirken.
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Quelle: IKU / AHU 2001, S. 12 |
Die oben dargestellte Grafik versucht einen Überblick über das komplexe Wirkungsmodell von bodenbewusstem Verhalten zu geben. Hierbei wird deutlich, dass am Ende des Bodenbewusstseins letztendlich rationale Kosten-Nutzen-Abwägungen den Ausschlag für entsprechende Verhaltensweisen geben. In der Konsequenz bedeutet das: Neben einer Verbesserung des Bodenbewusstseins müssen auch entsprechende ökonomische Anreize und Gelegenheitsstrukturen angeboten werden, um ein konkretes bodenrelevantes Verhalten zu fördern.
Weitere Informationen:
Externe Links:
Literatur:
Bodenschutzbericht der Bundesregierung (2002) … für die 14. Legislaturperiode - verabschiedet vom Bundeskabinett am 19. Juni 2002. ( www.bmu.de/files/bodenschutzbericht2002.pdf (15.1.2005)) |
HAAN, G. de/ KUCKARTZ, U. (1996): Umweltbewusstsein. Denken und Handeln in Umweltkrisen. Opladen: Westdeutscher Verlag. |
IKU/ AHU (2001): Institut Kommunikation & Umweltplanung GmbH/ AHU AG Wasser · Boden · Geomatik (Bearb.) (Hrsg. von MUNLV Nordrhein-Westfalen: Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz): Boden gut machen. Konzeption zur Verbesserung des Bodenbewusstseins in Fachöffentlichkeit und Bevölkerung. Düsseldorf. |
WBGU (1994): Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderung (Hrsg.): Welt im Wandel – Die Gefährdung der Böden. Bonn: Ecomica Verlag. |
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