Tausendfüßer vertreten wie die
Insekten eine bodenbiologisch wichtige Klasse im Stamm der
Gliederfüßer (Arthropoda). Sie haben eine langgestreckte
Körperform und bestehen aus mehreren Körperringen,
die unterschiedlich viele Laufbeine tragen. Dementsprechend
werden 4 Unterklassen differenziert: Hundertfüßer
(Chilopoda), Doppelfüßer
(Diplopoda), Wenigfüßer
(Pauropoda) und Zwergfüßer
(Symphyla). Wenigfüßer und Zwergfüßer
gehören mit einer Körperlänge unter 4 mm im
ausgewachsenen Zustand zu den Mikroarthropoden und sind bodenbiologisch
weniger bedeutsam.
Hundertfüßer
Hundertfüßer gehören zur
räuberischen Makrofauna des Bodens und sind in Deutschland
mit etwa 50 Arten vertreten. Ihre Individuendichte liegt bei
etwa durchschnittlich bei 50, maximal 300 pro m² Bodenausschnitt
(30 cm tief). Sie ernähren sich überwiegend von
weichhäutigen Tieren wie z.B. Springschwänzen, Enchyträen
und kleineren Regenwürmen. Charakteristisch ist die Umgestaltung
des ersten Laufbeinpaares zu Kieferfüßen, an deren
Spitze Giftdrüsen sitzen. Hundertfüßer sind
Feuchtlufttiere, die humusreiche und wenig verdichtete Waldböden
bevorzugen. Sie werden in zwei Unterordnungen differenziert:
die Steinkriecher (Lithobiidae)
und die Erdläufer
(Geophilidae).
Die Steinkriecher erreichen eine Länge
von etwa 30 mm, sind dorsoventral abgeflacht und an das Leben
in Hohlräumen angepasst. Erdläufer können etwa
40 mm lang werden, haben eine mehr wurmförmige Gestalt
und besiedeln die oberen Bodenschichten bis 40 cm Tiefe, wo
sie wie die Regenwürmer graben können.
Doppelfüßer
Doppelfüßer sind in Deutschland
mit etwa 150 Arten vertreten. Sie kommen mit durchschnittlich
150 und maximal 500 Individuen pro m² deutlich häufiger
im Boden vor als die Hundertfüßer. Doppelfüßer
zeichnen sich durch eine große Formenvielfalt aus. Die
Körperform ist wurmartig oder bandförmig, mehr oder
weniger langgestreckt, z.T. auch asselförmig verkürzt.
Die einzelnen Körpersegmente sind mit jeweils 2 Beinpaaren
besetzt. Zu dieser Unterordnung gehören z.B. die Schnurfüßer
(Julidae), die Bandfüßer
(Polydesmidae) und die ziemlich kompakten Saftkugler
(Glomeridae), die sich alle grabend im Boden fortbewegen
können.
Sie ernähren sich überiwegend
von Laubstreu und vermoderndem Holz. Als Primärzersetzer
tragen sie zum Aufschluss des Bestandsabfalles (Laub, Pflanzenreste
etc.) bei und spielen damit eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf.
Sie zeigen ähnliche ökologische Verhaltensweisen
wie die Asseln.
Literatur |
BRAUNS, A. (1968): Praktische
Bodenbiologie. Stuttgart: G. Fischer. |
DUNGER, W. (1964): Tiere im Boden.
Wittenberg: A. Ziemsen. |
DUNGER, W. (1983): Tiere im Boden
- 3. Auflage - Wittenberg: A. Ziemsen. |
FRÜND, H.-C. (1996): Chilopoda.
In: RÖMBKE, J./ BECK, L./ FÖRSTER, B./ FRÜND,
H.-C./ HORAK, F./ RUF, A./ ROSCICZWESKI, C./ SCHEURIG,
M./ WOAS, S. (1996): Boden als Lebensraum für Bodenorganismen
- Literaturstudie - Im Auftrag des Landes Baden-Württemberg,
vertreten durch die Landesanstalt für Umweltschutz
Baden-Württemberg, Karlsruhe. www.uvm.baden-wuerttemberg.de/bofaweb/berichte/tbb04/tbb04114.htm
(Stand: 15.9.02). |
FRÜND, H.-C. (1996): Diplopoda
und Isopoda. In: RÖMBKE, J./ BECK, L./ FÖRSTER,
B./ FRÜND, H.-C./ HORAK, F./ RUF, A./ ROSCICZWESKI,
C./ SCHEURIG, M./ WOAS, S. (1996): Boden als Lebensraum
für Bodenorganismen - Literaturstudie - Im Auftrag
des Landes Baden-Württemberg, vertreten durch die
Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg,
Karlsruhe. www.uvm.baden-wuerttemberg.de/bofaweb/berichte/tbb04/tbb04218htm
(Stand: 15.9.02). |
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