Den Lebewesen stehen grundsätzlich drei verschiedene
Lebensräume zur Verfügung, die durch verschiedene Phasen der Materie
gekennzeichnet sind: die Atmosphäre (gasförmig),
die Hydrosphäre (flüssig) und
die Lithosphäre (fest).
An der Grenzschicht zwischen Atmosphäre
und Lithosphäre hat sich durch
physikalische, chemische, klimatische und biologische Vermischungs-
und Umwandlungsprozesse ein weiterer Lebensraum entwickelt, der
Boden bzw. die Pedosphäre. Hier
mischen sich die drei Phasen Luft, Wasser und Gestein.
Durch verschiedene Prozesse der Bodenbildung
und Bodenentwicklung entsteht ein kleinräumig
unterschiedlich strukturierter Bodenkörper.
Er besteht aus Gesteinsresten (mineralische
Substanz), Humus, Luft und Wasser und ist von zahlreichen
Gängen und Poren durchzogen. Den Lebewesen im Boden, den sogenannten
Bodenorganismen, steht
damit ein äußerst vielfältiges, kleinräumig stark differenziertes
Substrat zur Verfügung, das sie unterschiedlich nutzen und maßgeblich
mitgestalten.
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Bodenkörper |
An ihren Lebensraum sind die Bodenorganismen
in mehrfacher Hinsicht angepasst. Die meisten Bodenorganismen sind
typische Hohlraum- und Oberflächenbewohner, d.h. sie besiedeln
die engen Poren zwischen den festen Bodenpartikeln und deren Oberflächen.
Hier ernähren sie sich überwiegend von der abgestorbenen
organischen Substanz, die sie abbauen und umwandeln.
Durch intensive Interaktionsprozesse zwischen
Bodenkörper, Bodenlösung und Bodenorganismen unterliegt die
Pedosphäre einem permanenten
Entwicklungsprozess (s. Bodenentwicklung).
Gleichzeitig bildet sie die Grundlage für die Entwicklung
der terrestrischen Ökosysteme (Landökosysteme wie z.B. Wälder).
"Im Gegensatz zur Atmosphäre oder zu Gewässern
ist der Boden als "Festkörper" wenig beweglich und durchmischt sich
nur langsam. Dies führt dazu, dass in Böden sehr kleinräumige Strukturen
über besonders lange Zeiten bestehen können. Durch die vielen Poren
und Gänge, welche hauptsächlich auf das Wachstum von Pflanzenwurzeln
und die Bewegung von Tieren zurückzuführen sind, entstehen große
Oberflächen, und durch die unterschiedliche Größe dieser Strukturen
eine Vielzahl von ökologischen Nischen mit sehr verschiedenen physikalisch-chemischen
Bedingungen. Diese Nischen können von zahlreichen unterschiedlich
spezialisierten Lebewesen besiedelt werden."
(SCHMID/ SCHELSKE 1997, S.60)
Weitere Informationen:
Literatur: |
DUNGER, W. (1964): Tiere im Boden.
Wittenberg: A. Ziemsen |
GISI, U./ SCHENKER, R./ STADELMANN,
F.X./ STICHER, H. (1997): Bodenökologie. 2. Auflage. Stuttgart;
New York: Thieme. |
SCHMID, B. & O. SCHELSKE (1997):
Der Boden lebt. In: Politische Ökologie, Sonderheft 10: Bodenlos
- Zum nachhaltigen Umgang mit Böden, S. 60 - 64. |
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