Als Humifizierung
wird die Synthese stabiler Humussubstanzen (s. Huminstoffe)
im Boden bezeichnet. Dieser Prozess erfolgt unter Mitwirkung
der Bodenorganismen im Laufe des Zersetzungsprozesses pflanzlicher
Reste (Streu).
Der Aufbau von Huminstoffen kann erst dann
erfolgen, wenn der mikrobielle Abbau soweit fortgeschritten
ist, dass reaktionsfähige Spaltprodukte vorliegen (z.B.
Monosaccharide, Peptide, Aminosäuren und phenolische
Bausteine). Wichtige Ausgangssubstanzen für die Humifizierung
sind Cellulose und Lignin, die zu den wesentlichen Bestandteilen
pflanzlicher Zellwände gehören. Insbesondere Lignin
besitzt eine hohe Abbauresistenz und kann nur von speziellen
Mikroorganismen (Weißfäulepilze und Achnomyceten)
abgebaut werden.
Bei der Humifizierung wird organisches
Ausgangsmaterial zersetzt und in amorphe, hochpolymere dunkelgefärbte
Huminstoffe umgewandelt, die vor allem im Oberboden angereichert
werden und wesentliche Bodeneigenschaften wie Bodenfruchtbarkeit,
Durchlüftung und Wasserhaushalt positiv verändern
(s. Abb.).
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Mineralisierung (rot) und Humifizierung
(schwarz) der organischen Ausgangssubstanzen (verändert
nach: SCHROEDER 1992, S. 44) |
Weitere Informationen:
Literatur:
BAUER, J. et al. (2002): Physische
Geographie kompakt. Heidelberg, Berlin: Spektrum.
BLUME, H.-P./ FELIX-HENNINGSEN, P./ FISCHER, R./ FREDE, H.-G./
HORN, R./ STAHR, K. (1996): Handbuch der Bodenkunde. Landsberg/Lech:
ecomed.
HINTERMAIER-ERHARD, G./ ZECH, W. (1997): Wörterbuch der
Bodenkunde. Stuttgart: Enke
KUNTZE, H./ ROESCHMANN, G./ SCHWERTFEGER, G. (1994): Bodenkunde.
Stuttgart. Ulmer
LEXIKON DER GEOWISSENSCHAFTEN IN SECHS BÄNDEN (2000):
Erster Band A bis Edi. Heidelberg, Berlin: Spektrum.
NEEF, E. (1977): Das Gesicht der Erde. Thun, Frankfurt/M:
Harri Deutsch.
SCHEFFER, F./ SCHACHTSCHABEL, P. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde.
Stuttgart: Spektrum.
SCHROEDER, D. (1992): Bodenkunde in Stichworten. Stuttgart:
Borntraeger.
SCHROEDER, D. (2000): Böden der Erde: Entstehung, Verbreitung,
Produktivität, Schädigung und Schutz. – Geographie
und Schule, 22, Heft 126: S. 9-18.
Humusbildung
Organische Ausgangssubstanzen für
die Humusbildung sind:
- |
Pflanzenwurzeln, |
- |
Blätter, Nadeln und
Zweige der Sträucher und Bäume, |
- |
Vegetationsreste der Kräuter
und Gräser, |
- |
Körpersubstanzen
der Bodenorganismen, |
- |
Ernterückstände
wie Getreidestoppeln, Kartoffelkraut, etc. (bei bewirtschafteten
Böden) |
- |
frische oder zersetzte
organische Substanzen durch Tätigkeiten des Menschen
wie Stallmist, Gülle, Gründünger,
Kompost, Torf (bei bewirtschafteten Böden) |
Die Hauptmasse ist pflanzlichen Ursprungs:
abgestorbene Blätter, Wurzel- und Sprossorgane. Dieser
Substanzanfall unterscheidet sich abhängig von den Vegetationsverhältnissen
in Menge und Art z.T. erheblich. So produzieren Laubwälder
z.B. sehr viel organisches Material, das in der Regel leicht
abbaubar ist, Nadelwälden dagegen weniger, aber schwer
abbaubare Vegetationsrückstände.
Die organischen Ausgangssubstanzen bestehen
aus Wasser (20 - 90 %), Mineralstoffen (1 - 10 %) und organischen
Verbindungen (< 50 %). Sie werden unter Mitwirkung der
Bodenorganismen zersetzt (Zersetzung)
und im Prozess der Humifizierung (Humifizierung)
zu Huminstoffen umgewandelt.
Huminstoffe
Bei den im Rahmen der Humifizierung gebildeten
Huminstoffen handelt es
sich um amorphe, organische Kolloide (< 2 µm) mit
großer spezifischer Oberfläche und der Fähigkeit,
Wassermoleküle und Ionen reversibel anzulagern. Huminstoffe
sind auf Grund ihres guten Wasserhalte- und Adsorptionsvermögens
insbesondere für die Wasserbindung, Gefügebindung
und Nährsalzadsorption des Bodens von Bedeutung. Wegen
ihrer dunklen Farbe beeinflussen sie auch den Wärmehaushalt
des Bodens positiv. Häufig gehen sie mit anorganischen
Tonmineralen sehr stabile Verbindungen ein (= Ton-Humus-Komplexe)
und verleihen dem Humus damit eine hohe Gefügestabilität.
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Fulvosäuren |
Huminsäuren |
Humine1 |
Polymerisationsgrad |
niedrig |
hoch, Sphärkolloide |
hoch |
Molekulargewicht |
2000 ... 9000 |
5000 ... 100000 |
nicht bekannt |
C-Gehalt (%) |
48 |
55 |
58 |
N-Gehalt (%) |
0,5 ... 2,5 |
4 ... 5 |
5 ... 8 |
Säurecharakter |
stark |
mittel |
schwach |
KAK [cmol (+)/kg] |
300 ... 320 |
380 ... 480 |
370 |
Tonbindung |
gering |
mittel |
hoch |
Stabilität |
gering |
mittel |
hoch |
Mobilität |
stark |
mittel |
sehr gering |
Typische Böden |
Podsol, Hochmoor |
Braun-, Schwarzerde |
in allen Böden |
Humusform |
Rohhumus |
Mull |
in allen Humusformen |
1 betrifft
Humine aus Mineralböden; jene aus organischen Auflagen
weisen Eigenschaften wenig humifizierter Pflanzenreste
auf und sind nicht an Ton gebunden. |
Huminstoffe und ihre Eigenschaften
(verändert nach: HINTERMAIER-ERHARD/ ZECH 1997, S.
128) |
Humusformen
und Humusarten
Humussubstanzen kommen in verschiedenen
Böden in unterschiedlicher Kombination, morphologischer
Ausprägung und Tiefenverteilung in und auf den Böden
vor und bilden in Abhängigkeit von Klima-, Relief- und
Bodenfaktoren charakteristische Humusformen
aus. Grundsätzlich lassen sich folgende Humus-Formen
unterscheiden:
Mull
Humus-Form biotisch aktiver Böden mit guter Nährstoffversorgung,
schwach saurer bis neutraler Bodenreaktion und günstigem
Wasser- und Luftgehalt; die anfallenden leicht abbaubaren
Vegetationsrückstände werden schnell zersetzt, humifiziert
und von der Bodenfauna oder durch Bodenbearbeitung mit dem
Mineralkörper durchmischt.
Rohhumus
Humus-Form saurer, nährstoffarmer und biotisch wenig
aktiver Standorte unter Nadelwald- oder Zwergstrauchvegetation;
die schwer umsetzbaren Vegetationsrückstände bilden
einen „Auflagehumus“ über dem Mineralboden.
Moder
Humusform saurer oligotropher Böden; nimmt eine Zwischenstellung
zwischen Mull und Rohhumus ein.
Unterteilt man die verschiedenen Humusstoffe
nach den Funktionen, die sie im Boden ausüben, dann lassen
sich folgende Humusarten
unterscheiden:
Nährhumus
Mikrobiell leicht umsetzbare Stoffe, die den Kleinstlebewesen
als Nahrungsquelle für ihren Bau- und Energiestoffwechsel
dienen und größtenteils mineralisiert werden; dadurch
werden sie Lieferanten von Kohlendioxid (CO2),
Stickstoff (N), Schwefel (S), Phosphor (P) etc.
Dauerhumus
Mikrobiell schwer umsetzbare Substanzen, die innerhalb des
Bodens durch Wasserbindung, Ionen-Adsorption und als Gefüge-Elemente
wirksam werden (u.a. Huminstoffe, Lignin).
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Humusformen
Abb. verändert nach: LERCH, G. (1991): Pflanzenökologie. Berlin: Akademie
Verlag, S. 204
(Zeichnung: Karen Kiffe) |
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Bodenhorizonte |
O |
Organischer Auflagehorizont |
Oh |
Organischer Auflagehorizont, stark
humushaltig, org. Substanz weitgehend zersetzt |
Of |
Organischer Auflagehorizont, org.
Substanz mehr oder weniger stark zersetzt bzw. fermentiert |
Ol |
Organischer Auflagehorizont, org.
Substanz kaum zersetzt (Streu) |
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A |
Terrestrischer Oberbodenhorizont |
Ah |
Terrestrischer Oberbodenhorizont,
mit Humusanreicherung |
Al |
Terrestrischer Oberbodenhorizont,
verarmt an organischer Substanz, Ton und Eisen (Auswaschungshorizont) |
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B |
Terrestrischer Unterbodenhorizont |
Bh |
Terrestrischer Unterbodenhorizont
mit Humusanreicherung |
Bs |
Terrestrischer Unterbodenhorizont
mit Anreicherung von Sesquioxiden (Al, Fe) |
Bv |
Terrestrischer Unterbodenhorizont
mit Anreicherung von Tonmineralen (verwittert) |
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|
C |
Terrestrischer Untergrundhorizont
(Ausgangsgestein) |
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Humuslagen |
H = |
Humus: besteht aus Resten torfbildender
Pflanzen, weitgehend zersetzt |
F = |
Förna: mehr oder weniger stark zersetzte
Pflanzenreste |
L = |
Litter (engl.): weitgehend unzersetzte
Pflanzenreste (Streu) |
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