„Aufgrund der immer massiveren Inanspruchnahme durch den Menschen und der Ausdehnung der wirtschaftlichen Aktivität sind Bodenressourcen einem zunehmenden Druck ausgesetzt, der zu Konkurrenzsituationen und Nutzungskonflikten und einer suboptimalen Nutzung der Flächen und Bodenressourcen führt.“ (AGENDA 21, Kap. 10.1 - BMU o.J., S. 75). Mittlerweile sind mehr als 15% der eisfreien Landoberfläche stark degradiert (s. Aktuelle Situation).
Die Gefährdungen, denen Böden als begrenzte und überlebenswichtige, aber nur bedingt erneuerbare Ressourcen (s. Bodenbedeutung) ausgesetzt sind, resultieren primär aus den vielfältigen Nutzungsansprüchen an den Boden. Diese intensive (Über-) Nutzung verursacht zahlreiche Schädigungen seiner natürlichen Funktionen (s. Bodenfunktionen) und eine nachhaltig wirksame Erschöpfung seiner natürlichen Potentiale (s. Bodendegradation).
Mit den Füßen treten wir Menschen den Boden. Nutzen ihn ungeachtet
der Belastungen und Schäden, die wir ihm damit zufügen,
hemmungslos aus. Wir nehmen ihn durch Besiedlung, Industrie und Verkehr
in Anspruch, versiegeln seine Oberfläche und verdichten sein Gefüge,
überlassen ihn der Abtragung oder vergraben in ihm unseren Abfall.
Und vergiften ihn täglich aufs Neue mit Schadstoffeinträgen aus
Luftverunreinigungen, Düngung und Pflanzenschutz.
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Quelle: BUND (Hrsg.) (2001): Leben in der Unterwelt. BUND-argumente, S. 14. |
Die Pufferkapazität der Böden, ihr Regenerationsvermögen und ihre Fähigkeit zur Bindung von Schadstoffen haben zur Folge, dass Schädigungen des Bodens häufig erst erkannt werden, wenn sie bereits sehr weit fortgeschritten sind. „Nach vielen Jahren des Missbrauchs treten die Anzeichen heute lokal (z.B. Bodenkontamination in Städten), aber auch regional (z.B. Produktionsrückgang in der Landwirtschaft) deutlich zutage“ (EUA 2002, S. 10).
Bereits 1862 stellte Frédéric Albert Fallou Folgendes fest: „Eine Nation, die ihren Böden zerstört, zerstört sich selbst“ (WBB 2002, S. 8). Trotzdem findet die Bedrohung der Böden „… in der breiten Öffentlichkeit noch nicht die Beachtung, die dem Grad der Zerstörung unserer Lebensgrundlage angemessen wäre. Ursache hierfür sind nicht nur die langsame, wenig spektakuläre Entwicklung der Bodendegradation, sondern vor allem auch der Verlust des Bodenkontaktes der Menschen in der postmodernen Industriegesellschaft.“ (HELD 1997, S. 33; vgl. Bodenbedeutung).
Angesichts der Tatsache, dass die Ernährung der Weltbevölkerung schon heute nicht mehr sichergestellt ist, muss der Bedrohung der Böden und ihrer Fruchtbarkeit auf der umweltpolitischen Agenda eine deutlich höhere Bedeutung beigemessen: „… für das Schutzgut Boden müssen national wie international bessere rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden“ (WBGU 1994, S. 1; s. Bodenschutz).
Weitere Informationen:
Literatur:
BMU (Hrsg.) (o.J.): Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung: Umweltpolitik. Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro - Dokumente - Agenda 21. Bonn. |
EUA (2001): Europäische Umweltagentur: Die Umwelt in Europa: Der zweite Lagebericht. Bodendegradation (Kapitel 11). – Download: reports.de.eea.eu.int/92-828-3351-8/de/11.de.pdf (05.10.04) |
EUA (2002): Europäische Umweltagentur: Auf dem Boden der Tatsachen: Bodendegradation und nachhaltige Entwicklung in Europa. Umweltthemen-Serie No.16.
Download: reports.de.eea.eu.int/Environmental_issue_series_16/de/German%20soil%20for%20the%20www.pdf (05.10.04) |
EUA (2003): Europäische Umweltagentur: Die Umwelt in Europa: Der dritte Lagebericht. Zusammenfassung.
Download: reports.de.eea.eu.int/environmental_assessment_report_2003_10-sum/de/kiev_de.pdf (05.10.04) |
Graßl, H. (1997): Brisante Mischung – Böden und globaler Wandel. In: Kümmerer, K./ Schneider, M./ Held, M. (Hrsg.): Bodenlos – Zum nachhaltigen Umgang mit Böden. Politische Ökologie 15, Sonderheft 10. München: ökom, S. 12-16. |
Held, M. (1997): „Der letzte Dreck“. In: Kümmerer, K./ Schneider, M./ Held, M. (Hrsg.): Bodenlos – Zum nachhaltigen Umgang mit Böden. Politische Ökologie 15, Sonderheft 10. München: ökom, S. 33-37. |
Oldeman, L. R. (1997): Verlustrechnung – Bodendegradation als Bedrohung der Nahrungsmittelversorgung. In: Kümmerer, K./ Schneider, M./ Held, M. (Hrsg.): Bodenlos – Zum nachhaltigen Umgang mit Böden. Politische Ökologie 15, Sonderheft 10. München: ökom, S. 23-26. |
Pimentel, D., Kleinmann, P.J.A., Pimentel, M., Held, M. (1997): Immer weniger für immer mehr. In: Kümmerer, K./ Schneider, M./ Held, M. (Hrsg.): Bodenlos – Zum nachhaltigen Umgang mit Böden. Politische Ökologie 15, Sonderheft 10. München: ökom, S. 7-11. |
SCHRÖDER, D. (2000): Böden der Erde: Entstehung, Verbreitung, Produktivität und Schutz. In: Geographie und Schule 126, S. 9-18. |
WBB (2002): Wissenschaftlicher Beirat Bodenschutz beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Ohne Boden – bodenlos. Eine Denkschrift zum Boden-Bewusstsein. Berlin |
WBGU (1993): Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (Hrsg.): Welt im Wandel: Grundstruktur globaler Mensch-Umwelt-Beziehungen. Jahresgutachten 1993. Bonn: Economica. - Download: www.wbgu.de |
WBGU (1994): Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (Hrsg.): Welt im Wandel: Die Gefährdung der Böden. Jahresgutachten 1994. Bonn: Economica. - Download: www.wbgu.de |
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