Während die Sonne als Energiequelle
für Lebensprozesse nahezu unerschöpflich ist, sind
die für den Aufbau organischer Substanz lebensnotwendigen
chemischen Elemente nur in begrenzter Menge vorhanden. Daher
ist das Leben auf der Erde auf die Wiederverwertung essentieller
Elemente angewiesen. Durch fortlaufende Auf- und Abbauprozesse
zirkulieren die Elemente in den Organismen, Ökosystemen
und der Biosphäre. Dieser Prozess wird als Stoffkreislauf
bezeichnet. Treibende Kraft für die Stoffkreisläufe
ist ein Zusammenwirken von biologischen, geologischen und
chemischen Prozessen unter Beteiligung biotischer und abiotischer
Komponenten der (Öko-)Systeme. Sie werden daher auch
als biogeochemische Stoffkreisläufe
bezeichnet (s. CAMPBELL 1997, S. 1254).
An dem lebensnotwendigen "Recycling"-Prozess
in den biogeochemischen Stoffkreisläufen sind die Lebewesen
durch Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel maßgeblich beteiligt.
Lebewesen tauschen durch Nährstoffaufnahme, Atmung und
Ausscheidung von Abfallprodukten ständig chemische Bestandteile
mit der Umwelt aus. Grundsätzlich lassen sich bei den
Organismen verschiedene Ernährungstypen
und Ernährungsformen unterscheiden, die über
die Nahrungskette eine vielfältig vernetzte Ernährungsgemeinschaft
entwickeln und sich entsprechend ihrer Nahrungsquelle verschiedenen
Trophiestufen (= Nahrungsstufen)
zuordnen lassen: Produzenten
, Konsumenten und Reduzenten
bzw. Destruenten (s. Nahrungskette
und Nahrungsnetz ).
Nahrungsgrundlage für alle anderen
Organismen sind die Produzenten.
Dazu gehören grüne Pflanzen, Algen und einige Bakterien,
die in der Lage sind, anorganische Verbindungen in organische
körpereigene Verbindungen umzuwandeln. Konsumenten
und Destruenten dagegen
müssen organische Substanzen aufnehmen, um Energie und
lebenswichtige Substanzen für ihren Stoffwechsel zu gewinnen.
Die von den Produzenten synthetisierte organische Substanz
wird über verschiedene Konsumentenstufen im Nahrungsnetz
weitergegeben und schließlich von den Destruenten
abgebaut (s. Zersetzung).
Die in der organischen Substanz gebundenen
Elemente gelangen so in pflanzenverwertbarer Form zurück
in die abiotische Umwelt (Atmosphäre, Boden, Wasser)
und stehen den pflanzlichen (Primär-) Produzenten
wieder für den Aufbau neuer organischer Substanz zur
Verfügung (vgl. CAMPBELL 1997, S. 1249 und 1254). Damit
schließt sich der Nährstoffkreislauf (s. Abb.).
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Nährstoffkreislauf und Nahrungsbeziehungen
im Boden (vereinfachte Darstellung) |
Für jedes der in einem Lebewesen vorkommenden
Elemente können die spezifischen Stoffkreisläufe
isoliert betrachtet werden. Lebenswichtige Stoffkreisläufe
sind z.B. die der Elemente Kohlenstoff (C) und Sauerstoff
(O), Stickstoff (N), Phosphor (P) und Schwefel (S). Eine zentrale
Rolle für die Organismen spielen dabei der Kohlenstoffkreislauf
und der Stickstoffkreislauf.
Weitere Informationen:
Literatur:
CAMPBELL, N.A. (1997): B iologie.
Heidelberg; Berlin; Oxford: Spektrum.
Gisi, U./ Schenker, R./ Schulin, R./ Stadelmann, F.X./ Sticher,
H. (1997): Bodenökologie - 2. Auflage - Stuttgart; New
York: Thieme.
Scheffer, F./ Schachtschabel,
P. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde - 15. Auflage -. Heidelberg;
Berlin: Spektrum Akademischer Verlag.
Kohlenstoffkreislauf
Kohlenstoff ist Grundbaustein aller organischen
Verbindungen und zirkuliert über die Nahrungskette im
Ökosystem. Als Kohlenstoffquelle dient primär Kohlenstoffdioxid
(CO2) aus der Atmosphäre. Stärker als
bei anderen Elementen ist der Weg des Kohlenstoffs durch das
Ökosystem mit dem Energiefluss gekoppelt und an gegenläufige
biologische Prozesse gebunden: Assimilation
(Photosynthese) und Dissimilation
(Zellatmung). Grundlegend für den Kohlenstoffkreislauf
sind die Produktion von CO2 beim Abbau organischer
Substanzen (= Zellatmung/ Dissimilation) und der Konsum von
CO2 beim Aufbau der organischen Verbindungen (=
Photosynthese / Assimilation).
Bei der Assimilation
wird Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre
aufgenommen und mit Wasser unter Nutzung der Sonnenenergie
zu organischen Verbindungen (Kohlenhydrate) aufgebaut. Dieser
Prozess wird als Photosynthese
bezeichnet. Nur grüne Pflanzen, Algen und Cyanobakterien
sind in der Lage, photosynthetisch organische Verbindungen
aufzubauen und dabei die Energie des Sonnenlichtes chemisch
zu binden. Sie werden daher auch als Produzenten
(s.o.) bezeichnet. Die von ihnen photosynthetisch erzeugte
organische Substanz dient allen anderen Organismen direkt
oder indirekt über die Nahrungskette als Kohlenstoff-
und Energiequelle. Gleichzeitig wird bei der Photosynthese
Sauerstoff (O2) freigesetzt, der für die Zellatmung
benötigt wird.
Bei der Dissimilation
werden die organischen Verbindungen abgebaut und die darin
gebundene chemische Energie für den Bau- und Betriebsstoffwechsel
genutzt. Dabei wird Sauerstoff (O2) verbraucht
und das bei der Assimilation
gebundene CO2 (wieder) freigesetzt. Dieser Prozess
wird als (Zell-) Atmung
bezeichnet und ist grundlegend für die Existenz aller
Lebewesen, für Konsumenten
und Reduzenten , aber auch
die Produzenten (s. Abb.).
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Kohlenstoffkreislauf |
Die Rückfuhr von Kohlenstoff aus Dissimilationsprozessen
im Boden (s. Bodenatmung) erfolgt ebenfalls
überwiegend in Form von CO2 und nur in stark
sauerstoffunterversorgten Böden in Form von Methan (CH4).
Beide Gase werden über die Bodenoberfläche an die
Atmosphäre abgegeben.
Kohlenstoffdioxid (CO2) ist
in der Atmosphäre relativ gering konzentriert (ca. 0,03
Vol.-%). Die Umsatzrate für Kohlenstoff bzw. CO2
ist aufgrund der Photosyntheseaktivität der Produzenten
aber relativ hoch. Etwa ein Siebtel des gesamten CO2
-Vorrates in der Atmosphäre wird pro Jahr von der Vegetation
assimiliert. Diese Menge wird durch Dissimilationsprozesse
bei der Zellatmung aller Organismen weitgehend ersetzt, so
dass der CO2 -Gehalt in der Atmosphäre durch
den Kohlenstoffkreislauf nur geringfügig schwankt.
Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe
wie Kohle, Erdgas und Erdöl werden aber relativ große
Mengen an CO2 zusätzlich freigesetzt. Die
daraus resultierende Erhöhung des CO2-Gehaltes
der Atmosphäre lässt sich in ihren Folgewirkungen
bislang noch nicht endgültig einschätzen. Relativ
gut erforscht sind jedoch die negativen Auswirkungen menschlichen
Handelns auf die globale Klimaentwicklung, die als sogenannter
Treibhauseffekt diskutiert
werden. Auf der anderen Seite fördern höhere CO2
-Gehalte der Atmosphäre aber auch das Pflanzen- und Algenwachstum.
Weitere Informationen:
Literatur:
CAMPBELL, N.A. (1997): B iologie.
Heidelberg; Berlin; Oxford: Spektrum.
Gisi, U./ Schenker, R./ Schulin, R./ Stadelmann, F.X./ Sticher,
H. (1997): Bodenökologie - 2. Auflage - Stuttgart; New
York: Thieme.
Scheffer, F./ Schachtschabel, P. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde
- 15. Auflage -. Heidelberg; Berlin: Spektrum Akademischer
Verlag.
Schroeder, D. (1992): Bodenkunde
in Stichworten - 5. Auflage - Berlin; Stuttgart: Borntraeger.
Stickstoffkreislauf
Als Strukturbestandteil von Tier- und Pflanzenzellen
ist Stickstoff (N) ein (weiteres) Schlüsselelement für
Lebensprozesse. So enthalten alle Aminosäuren, Proteine
und andere Zellbestandteile wie z.B. Chromosomen (DNA), Chlorophyll
und Vitamine Stickstoff als Baustein.
Die permanente Bewegung, Veränderung
und Umlagerung des Bioelementes Stickstoff in seinen verschiedenen
Formen im Systemkomplex Atmosphäre-Biomasse-Boden wird
als Stickstoffkreislauf
bezeichnet. Dieser vollzieht sich im Wesentlichen zwischen
drei Speichern: dem atmosphärischen Luftstickstoff-Reservoir
(ca. 78 Vol.-% N 2 in der Luft), dem in der Biomasse der Lebewesen
fixierten Stickstoff und dem in der organischen Substanz des
Bodens (Humus) gebundenen Stickstoff. Zwischen diesen Fraktionen
erfolgt durch chemische Umsetzungen und Stoffwechselprozesse
ein mehr oder weniger intensiver Stickstofftransport und -austausch
(LESER 1994, S. 522).
Hinsichtlich der N-Zufuhr in die Ökosysteme
lassen sich zwei natürliche Wege unterscheiden: die atmosphärische
Deposition und die biogene
Stickstoff-Fixierung. Bei der atmosphärischen
Deposition gelangen die beiden für Pflanzen direkt
verwertbaren Formen des Stickstoffs -Ammonium (NH4+)
und Nitrat (NO3-) - im Regen gelöst
oder durch Feinstaubablagerungen in den Boden. Hierdurch werden
aber nur etwa 5-10 % des verwertbaren Stickstoffs in das System
eingetragen (s. Abb.).
Eine weitere N-Quelle ist die biogene
Stickstoff-Fixierung. Dabei wird atomarer Luftstickstoff
aus der Atmosphäre von einigen Bakterienarten fixiert
und zu Ammoniak (NH3) umgewandelt, aus dem organische
Stickstoffverbindungen wie z.B. Aminosäuren synthetisiert
werden können. Nicht fixierter Ammoniak wird freigesetzt
und für andere Organismen verfügbar (s. Abb.). Dieser
Prozess ist zwar eine wichtige Ressource für den Stickstoffeintrag
ins Ökosystem, spielt aber mengenmäßig im
N-Kreislauf eine relativ geringe Rolle. So können freilebende
Bodenbakterien der Gattung Azotobacter z.B. maximal
30 kg N pro Hektar und Jahr aus der Atmosphäre fixieren,
symbiontisch lebende Bodenbakterien der Gattung Rhizobium
z.B. maximal 300-600 kg N/ha/J (vgl. GISI et al. 1997,
S. 195).
Eine weitere, nicht natürliche, aber
mengenmäßig z.T. sehr bedeutsame Stickstoffquelle
stellt die Einbringung von organischen Wirtschaftsdüngern
(Gülle und Mist) und anorganischen Kunstdüngern
in landwirtschaftlich genutzten Gebieten dar.
Unmittelbares Produkt der Stickstoff-Fixierung
und Ausgangspunkt für den biologischen N-Kreislauf ist
Ammoniak (NH3), der in der meist schwach sauren
Bodenlösung (s. Bodenreaktion) mit
den Wasserstoff (H+)-Ionen zu Ammonium (NH4+)-Ionen
reagiert, das von den Pflanzen als Primärproduzenten
(s. Kohlenstoffkreislauf)
direkt als N-Quelle genutzt werden kann (s.Abb.).
Bei ausreichender Sauerstoffversorgung
wird der größte Teil des im Boden vorhandenen Ammoniums
aber von aeroben Bakterien (z.B. Nitrosomonas und
Nitrobacter ) als Energiequelle für Stoffwechselprozesse
genutzt. Dabei wird Ammonium zunächst zu Nitrit (NO2-)
und dann zu Nitrat (NO3-) oxidiert (s.
Abb.). Dieser Prozess verläuft über zwei Stufen
und wird als Nitrifikation
bezeichnet:
(1) |
NH4+
+ 1.5 O2 —> NO2-
+ H2O + 2H+ |
- 276 kJ mol-1 |
(2) |
NO2-+
0.5 O2 —> NO3- |
- 73 kJ mol-1 |
Optimale Bedingungen für Nitrifikationsprozesse
sind: ausreichende Sauerstoffversorgung, neutrale bis schwach
saure Bodenreaktion, mittlere Bodenwassergehalte und Temperaturen
ziwschen 20 und 25 °C. Nur bei stark saurer Bodenreaktion
und Sauerstoffmangel wird der Nitrifikationsprozess so gehemmt,
dass im Boden größere Mengen von Ammonium angereichert
werden. Bei Sauerstoffmangel können einige Bodenbakterien
(z.B. Bacillus oder Pseudomonas ) auch
das Nitrat im Boden reduzieren und als Sauerstoffquelle nutzen.
Dieser Vorgang wird als Nitratatmung
oder Denitrifikation bezeichnet
(2 NO3- —> N2 +
3 O2). Das dabei entstehende Stickstoffgas entweicht
in die Atmosphäre (vgl. CAMPBELL 1997, S. 1258 und GISI
et al. 1997, S. 195/196).
Das bei der Nitrifikation freigesetzte
Nitrat wird als Nährsalz über die Wurzel aus der
Bodenlösung aufgenommen und zur Synthese organischer
Stickstoffverbindungen (z.B. Aminosäuren und Proteine)
genutzt. Diese von den pflanzlichen Produzenten
synthetisierten organischen N-Verbindungen sind Lebensgrundlage
und die einzig nutzbare N-Quelle für alle anderen Organismen
(Konsumenten und Destruenten; s. Abb.).
Am Ende der Nahrungskette oder nach Absterben
der Organismen werden die in der organischen Substanz gebundenen
Stickstoffverbindungen von den Destruenten wieder zu Ammonium
(NH4+) abgebaut. Über diesen als
Ammonifikation bezeichneten
Stickstoffmineralisierungsprozess gelangen große Mengen
an Stickstoff zurück in den Boden und können von
dort aus wieder aufgenommen oder umgesetzt werden (s. Abb.).
Optimale Bedingungen für den Ammonifikationsprozess sind:
mittlere Bodenwassergehalte und relativ hohe Temperaturen
(bis etwa 50°C).
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Stickstoffkreislauf |
Stickstoff ist zu über 99% in organischen
Verbindungen fixiert. Das mengenmäßig bedeutsamste
Reservoir für den Stickstoffkreislauf stellt die organische
Substanz im Boden (Humus) dar. Je nach Humusart liegt das
C/N-Verhältnis , d.h.
das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff im Boden
in der Regel zwischen 8 und 30. Je kleiner die Zahl, desto
enger ist das C/N-Verhältnis und umso besser die Stickstoffverfügbarkeit.
Insgesamt gesehen ist der Stickstoff-Kreislauf
primär biogener Natur, da in den meisten Ökosystemen
der größte Anteil der zirkulierenden Stickstoffmengen
durch Zersetzung der organischen
Substanz und Aufnahme der dabei freigesetzten Grundbausteine
durch die Organismen unmittelbar wiederverwertet wird (vgl.
CAMPBELL 1997, S. 1258 und GISI et al. 1997, S. 194 ff.).
Weitere Informationen:
Literatur:
Campbell, N.A. (1997): B iologie.
Heidelberg; Berlin; Oxford: Spektrum.
Gisi, U./ Schenker, R./ Schulin, R./ Stadelmann, F.X./ Sticher,
H. (1997): Bodenökologie - 2. Auflage - Stuttgart; New
York: Thieme.
Leser, H. (Hrsg.) (1994): Westermann-Lexikon Ökologie
& Umwelt. Braunschweig: Westermann.
Scheffer, F./ Schachtschabel, P. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde
- 15. Auflage -. Heidelberg; Berlin: Spektrum Akademischer
Verlag.
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