Die Familie der Regenwürmer gehört
zusammen mit der Familie der Enchyträen zur Ordnung der
Wenigborster (Oligochaeta), zur Klasse der Gürtelwürmer
(Clitellata) und zum Stamm der Ringelwürmer
(Annelida). In Deutschland kommen etwa 35 Regenwurmarten
vor, von denen 23 als regelmäßig vorkommend und
12 als selten oder eingeschleppt gelten. An einem Standort
sind unabhängig von geographischen Regionen durchschnittlich
2 -9 Arten vertreten, die verschiedenen Lebensformtypen angehören.
Die Artenzahl nimmt tendenziell nach Süden hin zu.
Ihre Biomasse beträgt durchschnittlich
40 g / m² und maximal 400 g / m² (BRAUNS 1968, S.
63), wobei starke Schwankungen in Abhängigkeit von der
Bodenreaktion auftreten können. In Böden mit einem
pH-Wert < 5.5 sind Artenvielfalt, Individuendichte und
Biomasse deutlich geringer.
Hinsichtlich ihrer im Vergleich zu anderen
Bodentieren enormen Biomasse und ihrer Funktion im Boden sind
Regenwürmer in mitteleuropäischen Böden die
wichtigste Bodentiergruppe.
Im Gegensatz zu den Enchyträen sind
Regenwürmer größer und erreichen im ausgewachsenen
Zustand eine Länge von mindestens 4 cm und Breite von
mehr als 2 mm. Sie sind in der Regel stärker pigmentiert
und meist rötlich oder fleischfarben gefärbt. Bei
der Besiedlung des Bodenkörpers lassen sich drei Lebensformtypen
unterscheiden: Streuformen, Tiefgräber und Mineralbodenformen.
Die Streuformen leben in der humusreichen Bodenauflageschicht
und ernähren sich von Falllaub, Pflanzenresten, Holzresten
oder Kompost (z.B. Lumbricus rubellus oder Eisenia
fetida). Die Tiefgräber legen tief in den Boden
reichende Röhren und Gangsysteme an und kommen zur Nahrungsaufnahme
in der Regel an die Bodenoberfläche (z.B. Lumbricus
terrestris). Sie bevorzugen gerbstoffarme und stärker
angerottete Blätter. Die Mineralbodenbewohner dagegen
leben in tieferen Bodenschichten und ernähren sich von
abgestorbenen Pflanzenwurzeln, verrotteter organischer Substanz,
die sie mit den Mineralboden zusammen aufnehmen, Algen und
Mikroorganismen (z.B. Aporrectodea caliginosa).
Bei der Nahrungssuche nehmen die Regenwürmer
immer auch mehr oder weniger große Anteile mineralischer
Bodensubstanz auf, die bei der Darmpassage mit organischen
Verdauungsrückständen angereichert, vermischt und
als fruchtbare Erde wieder ausgeschieden wird. Durch ihre
grabende und wühlende Tätigkeit tragen sie maßgeblich
zur Lockerung, Durchmischung und Strukturentwicklung des Bodenkörpers
bei. Ihre Aktivität schafft neue Lebensräume für
andere Organismengruppen, insbesondere Bakterien und Strahlenpilze.
Darüber hinaus spielen sie eine tragende Rolle bei der
Zersetzung und Humifizierung der organischen Substanz im Boden
und tragen so wesentlich zur Bodenfruchtbarkeit bei.
Literatur |
BRAUNS, A. (1968): Praktische
Bodenbiologie. Stuttgart: G. Fischer. |
DUNGER, W. (1964): Tiere im Boden.
Wittenberg: A. Ziemsen. |
DUNGER, W. (1983): Tiere im Boden
- 3. Auflage - Wittenberg: A. Ziemsen. |
DUNGER, W. / FIEDLER, H.J. (Hrsg.)
(1997): Methoden der Bodenbiologie - 2. Auflage - Jena;
Stuttgart; Lübeck; Ulm: G. Fischer. |
RÖMBKE, J. (1996): Enchytraeidae.
In: RÖMBKE, J./ BECK, L./ FÖRSTER, B./ FRÜND,
H.-C./ HORAK, F./ RUF, A./ ROSCICZWESKI, C./ SCHEURIG,
M./ WOAS, S. (1996): Boden als Lebensraum für Bodenorganismen
- Literaturstudie - Im Auftrag des Landes Baden-Württemberg,
vertreten durch die Landesanstalt für Umweltschutz
Baden-Württemberg, Karlsruhe. www.uvm.baden-wuerttemberg.de/bofaweb/berichte/tbb04/tbb0478.htm
(Stand: 15.9.02). |
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