Begründungszusammenhänge
für die Auswahl von Unterrichtsinhalten und -verfahren
Unterrichtsinhalte, die im Unterrichtsprozess
von Lehrern und Schülern erarbeitet werden, ...
beziehen sich auf eine Wirklichkeit der Welt außerhalb
des Unterrichts, die lange zuvor entstanden ist und in der
nahezu alles, was im Unterricht Gestalt annehmen könnte,
schon existiert." (MEYER 1997, S. 78) Sie entstammen gesellschaftlich
vorgegebenen Wissensbeständen",
wozu u.a. Wissenschafts- und Alltagswissen, Handlungswissen, Methodenwissen
oder die sogenannten Kulturtechniken gehören.
Das Wissen, das bis in die Richtlinien,
Ausbildungsverordnungen, Lehrbücher und Unterrichtsmaterialien
vordringt, ist sozusagen »geronnenes«, zum Zwecke
der Lehre verfestigtes gesellschaftliches Wissen" (MEYER
1997, S.78/79), das als Bildungswissen" bezeichnet
wird und nicht identisch ist mit dem gesamten in der Gesellschaft
akkumulierten Wissen, dem sogenannten Kulturgut.
Aktuelle, gesellschaftlich relevante Inhalte
und Problemfelder haben es daher schwer, in den Bereich des
sogenannten Bildungswissens vorzudringen, das auf einen bestimmten
Fächerkanon verteilt ist. Häufig werden solche
aktuellen Bildungsansprüche über fächerübergreifende
Unterrichtsprinzipien thematisiert (z.B. Umweltbildung, Sexualerziehung
oder Medienerziehung).
Allerdings entscheidet sich das, was zum
tatsächlichen Unterrichtsinhalt wird, erst durch die
Interaktion zwischen Lehrer und Schülern im Unterrichtsprozess
selbst. Die Unterrichtsinhalte werden durch das methodische
Handeln von Lehrer und Schülern quasi »inszeniert« und
dafür können unterschiedliche »Inszenierungsmuster« gewählt
werden (vgl. MEYER 1997, S. 80/81), die nicht nur durch die
didaktische Tradition der Schulfächer und institutionell-organisatorische
Rahmenbedingungen bestimmt werden, sondern auch durch Persönlichkeitsstrukturen,
Ziele, Interessen und Erfahrungen von LehrerInnen und SchülerInnen.
Kriterien für die Auswahl und Inszenierung
angemessener Unterrichtsinhalte im Sinne zeitgemäßer
Allgemeinbildung lassen sich auch aus aktuellen bildungspolitischen
Programmen (1), bildungstheoretischen Diskussionen (2) und
lerntheoretischen Konzepten (3) oder Ergebnissen der
empirischen Unterrichtsforschung (4) gewinnen.
Nachfolgend sollen daher einige dieser
Programme und Konzepte vorgestellt werden, die insbesondere
für die didaktische Legitimation des Themenfeldes Boden" im
(Sach-)Unterricht relevant sein können. Dabei geht es
darum, zunächst einen kurzen Überblick über
das jeweilige Programm bzw. Konzept zu geben und in einem
zweiten Schritt - soweit möglich - wesentliche Aspekte
bzw. Impulse für die Bearbeitung des Themenfeldes Boden" im
Unterricht zu generieren.
(s. Didaktische Relevanz des Themenfeldes
Boden )
Weitere Informationen:
Literatur
MEYER, H. (1997): Unterrichtsmethoden - I. Theorieband. Frankfurt a.M.; Scriptor
Exkurs: Was ist Didaktik?
Didaktik geht auf das griechische Verb didaskein zurück
und kann u.a. mit lehren, unterrichten, belehrt
werden aber auch lernen übersetzt
werden. In dieser Bipolarität bezog sich Didaktik schon
in der Antike sowohl auf das Lehren als auch auf das Lernen.
JANK & MEYER (1991, S. 16) definieren
Didaktik als Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens und
bestimmen den Gegenstandsbereich der Didaktik wie folgt:
Didaktik beschäftigt sich mit der Frage wer, was, wann,
mit wem, wo, wie, womit, warum und wozu lernen soll. - Dementsprechend
integriert Didaktik Inhalts- und Vermittlungsfragen.
Auch KRON (1988) und andere definieren
Didaktik ähnlich umfassend - unter Rekurs auf die etymologische
Wortbedeutung - als Theorie oder Wissenschaft von organisierten
Lehr- und Lernprozessen (S. 306), in denen vier Faktoren
eine Rolle spielen: Gesellschaft, Lehrer, Schüler und
Sache bzw. Fach oder Fachwissenschaft.
Diese Auffassung von Didaktik, die auch wir im Zusammenhang mit Schule und
Unterricht zugrundelegen, integriert individuelle und gesellschaftliche Bedingungen.
Literatur:
Jank, W./ Meyer, H. (1991): Didaktische Modelle. Frankfurt a.M.: Cornelsen
Scriptor.
Kron, F.W. (1988): Grundwissen Pädagogik. München und Basel: E. Reinhardt.
Exkurs: Was ist Fachdidaktik
Fachdidaktik ist die Wissenschaft
vom fachspezifischen Lehren und Lernen inner-halb und außerhalb
der Schule. In ihren Forschungsarbeiten befasst sie sich
mit der Auswahl, Legitimation und didaktischen Rekonstruktion
von Lerngegenständen, der Festlegung und Begründung
von Zielen des Unterrichts, der methodischen Strukturierung
von Lernprozessen sowie der angemessenen Berücksichtigung
der psychischen und sozialen Ausgangsbedingungen von Lehrenden
und Lernenden. Außerdem widmet sie sich der Entwicklung
und Evaluation von Lehr- und Lernmaterialien.
Konferenz der Vorsitzenden der
Fachdidaktischen Fachgesellschaften, KVFF, 1998
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