Der Darmkanal durchzieht den gesamten Regenwurmkörper in der Längsachse weitgehend als gradliniges Rohr. Er ist von zwei Muskelschichten umgeben, allerdings liegt hier die Längsmuskulatur außen und die Ringmuskulatur innen (vgl. GRAF 1983, S. 64). Der Darmkanal ist in verschiedene Abschnitte untergliedert (s. Abb.1), die unterschiedliche Aufgaben bei der Verdauung der aufgenommenen Nahrung erfüllen.
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Abb.1: Darmkanal beim Regenwurm im Längsschnitt
(Abb. verändert nach FÜLLER 1954, S. 8)
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Bauchseitig im ersten Segment liegt die Mundöffnung, die vom Kopflappen wie eine Oberlippe überragt wird. Regenwürmer besitzen kein Gebiss und keinen Kauapparat, sondern nur eine Lippenfalte. Diese können sie wie eine Zunge ausstrecken, um Nahrung zu ergreifen und einzusaugen.
An die Mundöffnung schließt sich der Schlund (= Pharynx) an, der nach oben eine blind endende Schlundtasche ausgebildet hat, in die zahlreiche Schlunddrüsen münden. Sie sorgen dafür, dass die aufgenommene Nahrung angefeuchtet wird und dadurch besser den Darmkanal besser passieren kann.
Der Schlund geht in die dünnwandige und englumige Speiseröhre (= Oesophagus) über, in deren hinteren Abschnitt die Kalkdrüsen münden. Etwa im 15. Segment geht die Speiseröhre in den weitlumigen Drüsenmagen oder Kropf über, wo die angefeuchtete und neutralisierte, stark erdhaltige Nahrungsmasse gesammelt wird.
Daran schließt sich der Muskelmagen an, der sich über 2-3 Segmente erstreckt. Im Gegensatz zu den anderen Abschnitten des Darmkanals ist die Muskulatur hier sehr stark entwickelt, um die Nahrungsmasse in den Mittel- und Enddarm zu pressen.
Erst im Mitteldarm bzw. Dünndarm beginnt die eigentliche Verdauung. Die mit der Erde aufgenommenen und durch Mikroorganismen bereits vorzersetzten Nahrungspartikel werden weiter abgebaut, von der Darmwand aufgenommen (= resorbiert) und als Nährstoffe an das Blut (s. Herz-Kreislaufsystem) abgegeben.
Oben, an der zum Rücken hin gerichtete Längsachse bildet der Dünndarm eine in den Darminnenraum gerichtete Darmfalte, die der Oberflächenvergrößerung dient (s. Abb.2). An seiner Außenseite wird der Dünndarm zur Leibeshöhle hin von einer olivbraunen Masse bedeckt. Es handelt sich dabei um Chloragen-Zellen, die eine leberähnliche Funktion haben: „Nach neueren Vorstellungen haben diese sowohl Speicherfunktion – sie enthalten nämlich Glykogen wie die Wirbeltierleber – als auch eine exkretorische Aufgabe als Vermittler von Stoffwechselschlacken an die Nierenorgane“ (GRAFF 1983, S. 30; s. Ausscheidungsorgane).
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Abb.2: Dünndarm mit Darmfalte beim Regenwurm im Querschnitt
(Abbildung verändert nach FÜLLER 1954, S. 13) |
Im Enddarm, der sich etwa über das letzte Drittel des Körpers erstreckt, werden die unverdaulichen Nahrungsreste mit Schleim umhüllt und durch peristaltische Muskelbewegungen des Darms durch den After ausgeschieden und als charakteristisch geformte Köthäufchen abgesetzt (s. Abb.3).
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Abb. 3: Charakteristisches Kothäufchen der Regenwürmer
( Foto: G. Hellberg-Rode 11/02) |
Weitere Informationen:
Literatur
FÜLLER, H. (1954): Die Regenwürmer. Die Neue Brehm-Bücherei, Heft 140 (Nachdruck). Wittenberg: A. Ziemsen Verlag.
GRAFF, O. (1983): Unsere Regenwürmer: Lexikon für Freunde der Bodenbiologie. Hannover: Schaper.
MEINHARDT, U. (1986): Alles über Regenwürmer. Stuttgart: Franckh.
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