In früheren Jahrhunderten galten Regenwürmer als Heilmittel für fast alle nur denkbaren Krankheiten. Sie wurden bei Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, Koliken, Gelbsucht, Erkrankungen der Milz, Gicht und Rheuma, Zahnschmerzen, Magenschmerzen, Blutungen aller Art und offenen Wunden oder Fieber eingesetzt, innerlich und äußerlich. Dazu mussten sie lebend oder tot verschluckt werden, gedörrt, und pulverisert, zerhackt und gebraten, in Branntwein eingelegt, zu Öl destilliert oder als Ganzes aufgelegt werden. Darüber hinaus fanden sie Verwendung bei Kropfbildungen, Wassersucht, Tollwut, Trunksucht, Kreislaufproblemen oder Frostbeulen (s. FÜLLER 1954, S. 50).
Weiterhin wurde Regenwürmern sowohl eine Empfängnis fördernde als auch abtreibende Wirkung zugesprochen. In der Geburtshilfe wurden sie zur Einleitung der Wehen und Linderung der Schmerzen eingesetzt (s. BUCH 1986, S. 32). In abgelegenen Gebieten wurden Regenwürmer auch gegessen, um die männliche Potenz zu stärken oder die Milchproduktion bei jungen Müttern anzuregen (s. MEINHARDT 1986, S. 15/16).
Immer wieder wurden in der Vergangenheit den Regenwürmern geheime Kräfte zugeschrieben, die bis heute nur teilweise bestätigt werden konnten. „Um die Jahrhundertwende fanden japanische Forscher tatsächlich eine antipyretisch (= fiebersenkend) wirkende Substanz im Wurmkörper, konnten sie isolieren und in Tierversuchen bestätigen“ (BUCH 1986, S. 32). 1953 entdeckte der deutsche Wissenschaftler Hasenbein, dass der Tauwurm (Lumbricus terrestris) ähnlich wie Frösche für Schwangerschaftstests genutzt werden kann (GRAFF 1983, S. 52).
Weitere Informationen:
Literatur
BUCH, W. (1986): Der Regenwurm im Garten. Stuttgart: Ulmer.
FÜLLER, H. (1954): Die Regenwürmer. Die Neue Brehm-Bücherei, Heft 140 (Nachdruck). Wittenberg: A. Ziemsen Verlag.
GRAFF, O. (1983): Unsere Regenwürmer: Lexikon für Freunde der Bodenbiologie. Hannover: Schaper.
MEINHARDT, U. (1986): Alles über Regenwürmer. Stuttgart: Franckh.
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